Zukunftsfähige Lieferkettenstrategie gesucht

von Alexander Kirschbaum

Die Hälfte aller Unternehmen hält ihre eigene Lieferkettenstrategie für veraltet und nicht geeignet für die künftigen Anforderungen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie "Supply Chain Planning 4.0", für die die Unternehmensberater von Roland Berger weltweit über 200 Unternehmen befragt haben. Für viele Firmen ist der Studie zufolge eine Erneuerung der Prozesse unumgänglich, zumal eine ineffiziente Lieferkettenorganisation die Kosten treibt und an den Erträgen nagt. Die Einführung eines modernen Supply Chain Planning bringe nicht nur mehr Effizienz, sie lohne sich auch: Schon nach zwei bis vier Jahren machen sich die Investitionen laut den Unternehmensberatern bezahlt und bringen eine interne Rendite von 15 bis 25 Prozent.

"Der Sinn von Supply Chain-Planning ist für Unternehmen, den Bedarf der Kunden so genau wie möglich abzuschätzen", erklärt Sven Siepen, Partner von Roland Berger. "Dadurch können Firmen sicherstellen, dass sie das richtige Produkt in der richtigen Menge über den richtigen Lieferweg zur richtigen Zeit erhalten." Der Idealfall wären 100 Prozent genaue Vorhersagen, null Lieferengpässe und eine höchst effiziente und flexible Lieferkette. "Die reale Welt sieht allerdings anders aus", sagt Siepen. "Neue disruptive Technologien, politische und wirtschaftliche Unsicherheiten, der Trend zu immer mehr personalisierten Produkten und andere Faktoren sorgen für unvorhersehbare radikale Veränderungen und machen Prognosen zunehmend schwer. Unternehmen brauchen daher eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Dem muss auch das Supply Chain-Planning Rechnung tragen."

Die Hälfte der Firmen hat Nachholbedarf

Laut der neuen Roland Berger-Studie halten zwar zwei Drittel der Unternehmen ihre jetzige Lieferkettenstrategie für effektiv; drei Viertel sagen zudem, sie erfülle die derzeitigen Anforderungen. Doch für die Zukunft sieht sich die Hälfte der Befragten dennoch nicht gut aufgestellt - vor allem bei der Bedarfsplanung. Hier sehen mehr als die Hälfte der Firmen (56%) schon heute Probleme. Dagegen läuft die Produktionsplanung bei drei Viertel der Befragten gut.

"Veraltete Planungsmethoden verursachen operative Ineffizienz - zum Beispiel weil ungenaue Bedarfsprognosen oft kurzfristige Anpassungen erfordern", sagt Carsten Bock, Partner bei Roland Berger. "Das belastet die Produktivität, selbst wenn es nicht unmittelbar zu Produktionsausfällen führt."

In drei Schritten zur einer optimalen Lieferkettenstrategie

Die Roland Berger-Experten empfehlen ein dreistufiges Verfahren, um ein zukunftsfähiges Supply Chain Planning aufzubauen: Nach einer ersten Phase mit genauer Analyse der derzeitigen Situation und ihrer Schwächen geht es im zweiten Schritt darum, eine Vision für die zukünftigen Lieferkettenprozesse, deren Organisation und die benötigten Systeme zu entwickeln.

Im Fokus steht dabei auch die Digitalisierung, denn hier gibt es großen Nachholbedarf: Für 56 Prozent der Befragten ist ihr derzeitiges IT-System nicht geeignet, um Supply Chain-Prozesse effektiv zu unterstützen. Nur bei einem Viertel der Firmen ist die Bedarfsplanung überhaupt digitalisiert.

In der dritten Stufe geht es um die konkrete Umsetzung - ein langsamer Prozess, der Jahre dauern kann, je nach aktuellem Reifegrad des aktuellen Firmensystems.

Quelle: Roland Berger  Vorschau-Foto: Fotolia

Zurück