Zinn- und Kupferpreise gestiegen

von Angelika Albrecht

Kupfer ist am Donnerstag Nachmittag erstmals seit mehr als zehn Jahren kurzzeitig über die Marke von 10.000 USD je Tonne gestiegen. Die Gewinne wurden anschließend aber komplett abgegeben – dies führen die Commerzbank-Rohstoffspezialisten auf Gewinnmitnahmen und den festeren US-Dollar zurück. Heute Morgen, Freitag, verhindert ein schwächerer offizieller chinesischer PMI einen neuerlichen Preisanstieg.

Beim Zinnpreis fragt die Commerzbank: "Wieder ein "squeeze" am Zinnmarkt?" Der Zinnpreis ist vorgestern, Mittwoch, um über 5% gestiegen und hat die Marke von 28.000 USD je Tonne geknackt. Am Donnerstag hat er zeitweise weiter bis auf knapp 29.000 USD zugelegt. Dies war der höchste Stand seit Juli 2011.

In Sachen Performance steht Zinn somit Kupfer in nichts nach: Seit seinem Tief im März letzten Jahres hat sich der Zinnpreis mittlerweile mehr als verdoppelt. Wie bei Kupfer läuft nach Ansicht der Commerzbank aber auch die Rally bei Zinn heiß: Aus technischer Sicht ist Zinn aktuell überkauft. Der Preisanstieg in diesem Monat könnte auf ein verstärktes spekulatives Kaufinteresse in einem kleinen Markt zurückzuführen sein.

Daneben ist die Backwardation in der Terminkurve wieder etwas ausgeprägter, das heißt die Terminkurve hat sich am vorderen Ende wieder etwas versteilert. Der Spread zwischen dem Kassa-Preis und dem 3-Monats-Future hat sich innerhalb der letzten beiden Tage auf rund 2.500 USD je Tonne mehr als verdoppelt. Dies ist der größte Abstand seit 1½ Monaten und deutet auf einen neuerlichen „squeeze“ am Zinnmarkt hin. Dieser ist allerdings im Moment noch nicht so ausgeprägt wie Mitte Februar (Spread von zeitweise 6.500 USD).

Zuletzt wurden eigentlich eher Daten veröffentlicht, die für eine Entspannung am globalen Zinnmarkt gesprochen haben: Zum einen hatte China im März aufgrund günstiger Arbitrage-Möglichkeiten netto die größte Menge Zinn seit fast zwei Jahren exportiert. Zum anderen hatte Indonesien, der weltgrößte Zinnexporteur, im März ebenfalls deutlich mehr Zinn ausgeführt. Die sehr hohen Preise sollten zudem Anreiz geben, noch mehr Zinn zu produzieren und zu exportieren. Und das World Bureau of Metal Statistics hatte letzte Woche schon für die ersten beiden Monate des Jahres einen Angebotsüberschuss ausgewiesen. Für die Commerzbank sieht es so aus, als hätte sich der Zinnpreis aktuell von den Fundamentaldaten entkoppelt.

Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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