Zinkmarkt deutlich und Bleimarkt leicht in der ersten Jahreshälfte überversorgt

von Angelika Albrecht

Wie Barbara Lambrecht von der Commerzbank gestern berichtet, liegen die Zinkpreise seit Jahresbeginn fast 20% im Minus. Wesentlicher Faktor ist die Überversorgung am Markt: Laut International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) übertraf das Angebot die Nachfrage in der ersten Jahreshälfte um 370 Tsd. Tonnen. Auf ein Jahr hochgerechnet würde sich der Überschuss auf 0,5% der Jahresproduktion belaufen. Maßgeblich ist ein nur mageres Nachfragewachstum von knapp 1%.

Zwar ist der Bedarf in China, Indien und den USA gestiegen. Dem stehen aber Nachfragerückgänge u.a. in Europa, Brasilien und Korea gegenüber. Die enttäuschende Produktion in Europa, Kanada und Japan fiel vor diesem Hintergrund wenig ins Gewicht, zumal China gut 2,7% mehr Zinkraffinade produziert hat als in der ersten Jahreshälfte 2022.

Die deutliche Überversorgung am Zinkmarkt überrascht auch deshalb, weil die ILZSG noch im April für das laufende Jahr ein leichtes Angebotsdefizit in Aussicht gestellt hatte. Der Anstieg der an der LME registrierten Zinkvorräte im August legt zudem nahe, dass sich die Überversorgung bis zuletzt fortgesetzt hat. Kein Wunder also, dass Zink nach Nickel der größte Verlierer im Performance-Vergleich der Industriemetalle seit Jahresbeginn ist, meinen die Rohstoffexperten der Commerzbank.

Bleimarkt in der ersten Jahreshälfte leicht überversorgt

Der Angebotsüberschuss am Bleimarkt war in der ersten Jahreshälfte mit 25 Tsd. Tonnen gering. Die Bleinachfrage fiel zwar hinter das Vorjahr zurück. Aber da in Europa deutliche Produktionseinbußen zu verbuchen waren, führte die steigende Produktion u.a. in Australien und China zu einem globalen Produktionsplus von nur 2%. Der Preisrückgang am Bleimarkt mit einem Minus von fast 5% seit Jahresbeginn fällt entsprechend nur moderat aus. Der Preisaufschlag von Zink zu Blei, der aufgrund (drohender) Angebotsausfälle am Zinkmarkt im Frühjahr 2022 im Hoch auf 2.000 USD geklettert war, ist damit inzwischen auf rund 200 USD gefallen; so niedrig war er zuletzt Anfang 2020.

Preiserholung am Kupfermarkt verfrüht?

Der Kupferpreis hat binnen einer Woche wieder 4,5% zugelegt: Das hat die Commerzbank-Analysten überrascht, denn die Konjunkturnachrichten für die großen Absatzmärkte waren eher verhalten. Die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum und die USA enttäuschten, während die Immobilienkrise in China in den Schlagzeilen blieb und das Wachstum langfristig zu bremsen droht. Optimisten verweisen auf die langfristigen Nachfragetendenzen am Kupfermarkt, und auch die Commerzbank hat schon vermehrt darauf hingewiesen, dass der Bedarf aufgrund der Transformation des Energiesektors und dem Trend zur E-Mobilität mittelfristig deutlich schneller steigen könnte als das Angebot, was die Preise langfristig unterstützt. Kurzfristig sehen die Rohstoff-Experten Rückschlagsgefahr, denn die seit Mitte Juli wieder deutlich steigenden LME-Vorräte signalisieren, dass es momentan andersherum sein könnte und das Angebot nach den von der International Copper Study Group für Mai und Juni berichteten Defiziten wieder die Nachfrage übertrifft.


Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia

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