Wohin mit dem Sondermüll?

von Alfons Woelfing

Mehr als fünf Millionen Tonnen Klärschlamm, Altöl, Lösemittel und weitere Abfälle landen jedes Jahr in deutschen Kohlekraftwerken. Diese legale Form der Entsorgung gefährlicher oder problematischer Abfälle wird von der Öffentlichkeit zwar kaum wahrgenommen, ist aber dennoch nicht unumstritten.

Einer der größten Einzelposten in der Liste ist Klärschlamm. Bundesweit machen die Rückstände aus kommunalen und industriellen Kläranlagen etwa zwanzig Prozent aller in Kohlekraftwerken entsorgten Stoffe aus. Früher landeten Klärschlämme überwiegend als Dünger auf den Äckern. Doch wegen der hohen Schadstoffbelastung ist diese Form der "Entsorgung" inzwischen weitgehend verboten.

Wenn nun Zug um Zug sämtliche Kohlekraftwerke vom Netz gehen, dürften sich die Probleme verschärfen. Dabei liegt die Ursache dieser absehbaren Entsorgungsprobleme keineswegs beim Kohleausstieg. Kritiker behaupten, man habe sich viel zu lange auf diesen bequemen und profitablen Weg zur Entsorgung problematischer Abfälle verlassen, der aber letztlich zu Lasten der Umwelt gehe.

Der Kieler Umwelttoxikologe Hermann Kruse teilt diese Befürchtungen. Er vertritt die Meinung, dass Kohlekraftwerke nicht dafür gebaut seien, derartige Abfälle zu verbrennen. Des Weiteren sei die Gefahr groß, dass bei der Entsorgung hochbelasteter Abfälle die Umwelt zusätzlich beeinträchtigt werde.

Bisher ist die Praxis für Kraftwerksbetreiber und Abfallproduzenten ein lohnendes Geschäft. Die Energiekonzerne profitieren, weil sie weniger Kohle einsetzen und für die Abfälle keine CO2-Zertifikate bereithalten müssen. Die Erzeuger haben Vorteile, weil sie ihre problematischen Abfälle günstig entsorgen können.In Verbrennungsanlagen für Sondermüll entstünden deutlich höhere Kosten.

Zukünftig müssen sich Industrie und Kommunen Gedanken über die Vermeidung oder eine alternative Entsorgung ihrer Problemabfälle machen – auch wenn es am Ende teurer wird.

Quelle: rff Rohr Flansch Fitting Handels GmbH / Vorschaufoto: marketSTEEL

 

 

 

 

 

 

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