Wirtschaftsvereinigung Stahl sieht ausgewogene Vorschläge der EU-Kommission positiv

von Hubert Hunscheidt

Angesichts globaler Überkapazitäten von über 600 Millionen Tonnen, subventionierter Billigexporte aus China, massiver US-Stahlzölle und einer historisch niedrigen Nachfrage in Europa ist die Lage der Branche dramatisch angespannt und ihre Existenz gefährdet.

 

„Mit den Vorschlägen für ein neues, wirksames Handelsschutzinstrument hat die Europäische Kommission ein starkes Signal gesetzt, das wir ausdrücklich unterstützen“, erklärte Gunnar Groebler, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. „Das geplante Zollkontingentsystem ist ausgewogen und schafft die dringend benötigte Grundlage für fairen Wettbewerb. Damit stärkt die EU die heimische Stahlproduktion und räumt zentrale Hürden für Investitionen in die Dekarbonisierung aus dem Weg.“

 

Das Tariff-Rate-Quota-System (TRQ) sieht vor, dass 18,3 Millionen Tonnen Importe weiterhin zollfrei in die EU gelangen können. Erst wenn diese Mengen überschritten werden, greifen wirksame Zölle. Damit unterscheidet sich der EU-Ansatz deutlich von dem der USA, wo sämtliche Importe pauschal mit einem 50-Prozent-Zoll belegt sind. „Dieser Mechanismus ist keine Abschottung des europäischen Marktes“, betonte Groebler. „Er schafft vielmehr einen fairen Ausgleich: Die Hälfte der bisherigen Importmengen bleibt zollfrei. So wird die europäische Stahlproduktion geschützt, ohne die verarbeitende Industrie unverhältnismäßig zu belasten.“ Trotz schwacher Nachfrage ist der Marktanteil der EU-Stahlimporte auf alarmierende 30 Prozent angestiegen.

 

Die Stahlindustrie ist Grundlage eines engmaschigen Wertschöpfungsnetzwerks mit Millionen Arbeitsplätzen. Allein in Deutschland hängen rund 5,5 Millionen Jobs direkt und indirekt an der Branche. „Es geht nicht nur um 80.000 direkte Arbeitsplätze in der Stahlindustrie“, so Groebler. „Es geht um die industrielle Resilienz Deutschlands und Europas insgesamt. In einer geopolitisch unruhigen Zeit ist unser engmaschiges Wertschöpfungsnetzwerk ein enormer Standortvorteil, der auch durch diese Handelsschutzmaßnahmen gesichert wird. Jetzt kommt es darauf an, den vorliegenden Vorschlag zügig umzusetzen, um Planungssicherheit für alle Marktteilnehmenden zu schaffen.“

 

Die bisherigen Safeguard-Maßnahmen laufen Mitte 2026 aus und haben nach Einschätzung der Branche keinen ausreichenden Schutz gegen massive Importmengen geboten. Angesichts weiter steigender globaler Überkapazitäten ist nun eine langfristige, verlässliche Lösung unverzichtbar.

Quelle und Foto: Wirtschaftsvereinigung Stahl