Wichtiger Meilenstein im Steelanol CCU-Werk in Belgien erreicht

von Angelika Albrecht

Im November 2023 fand im Steelanol-Werk in Gent, Belgien, die erste großtechnische Produktion von Ethanol statt. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Vollbetrieb der Steelanol-Anlage. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen ArcelorMittal, LanzaTech, ERM und Primetals Technologies.

Fängt kohlenstoffreiche Gase ein

Steelanol ist Europas erstes Projekt zur Kohlenstoffabscheidung und -nutzung (CCU). Die Anlage fängt kohlenstoffreiche Industriegase aus den Hochöfen von ArcelorMittal Gent auf und wandelt sie biologisch in Ethanol um. Die von LanzaTech entwickelte Technologie funktioniert wie eine Brauerei: Eigene Bakterien, der sogenannte „Biokatalysator“, verbrauchen kohlenstoffreiches Gas und wandeln es in nachhaltige Rohstoffe wie Ethanol um. Das Steelanol-Werk hat das Potenzial, die jährlichen Kohlenstoffemissionen des Werks Gent um 125.000 Tonnen zu reduzieren. Das produzierte Ethanol kann beispielsweise für nachhaltigen Flugtreibstoff, Verpackungen und die Textilproduktion sowie für Parfüme und Haushaltsreinigungsprodukte verwendet werden.

Ermöglicht Stahlproduzenten den Eintritt in neue Märkte

Innerhalb weniger Wochen wurden die Gase aus dem Hochofen sicher in die Bioreaktoren des Steelanol-Werks eingeleitet, woraufhin am 7. November die erste industrielle Produktion von Ethanol aus einem der vier Bioreaktoren erfolgte. Ein weiterer Produktionshochlauf wird für die kommenden Monate erwartet. Die Anlage hat die Kapazität, jährlich 80 Millionen Liter Ethanol zu produzieren.

Im Dezember 2022 wurde die Anlage eingeweiht, anschließend erfolgte die Kaltinbetriebnahmephase und die Impfung. Während der Inokulation wurde der Biokatalysator eingeführt, um das Wachstum von Mikroorganismen zu starten. Im Juni 2023 wurden die ersten ethanolhaltigen Proben im Impfgerät hergestellt.

Die bahnbrechende Kohlenstoff-Biorecycling-Technologie von LanzaTech ermöglicht es Stahlproduzenten, Emissionen zu vermeiden und den Kohlenstoff aus dem Stahlherstellungsprozess für die Herstellung neuer Produkte wiederzuverwenden, was wiederum den Eintritt in Märkte außerhalb von Stahl ermöglicht. Primetals Technologies und LanzaTech arbeiten seit über zehn Jahren an Technologien zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie zusammen. In diesem Sommer verlängerten die Partner ihre Partnerschaft um weitere zehn Jahre.

Über die Steelanol-Partner

LanzaTech (notiert als LNZA an der Nasdaq) mit Hauptsitz in Chicago, USA, hat die im Steelanol-Werk verwendete Technologie entwickelt und besitzt die Rechte daran. ERM stellt die vollständige Ökobilanz-Methodik (LCA) bereit, die auf Daten aus der Anlage in Gent basiert und Einblicke in die Umweltleistung dieser Art von Ethanol liefert. Das Steelanol-Werk in Gent wird von ArcelorMittal betrieben und gewartet.

Als Marktführer für Umweltinnovationen für die Metallindustrie bietet Primetals Technologies sowohl hohe technische Kompetenz als auch Beratungsdienste für Prozessdesign und -implementierung.

Die Finanzierung für Steelanol erfolgte aus verschiedenen Quellen, unter anderem aus dem Programm „Horizont 2020“ der Europäischen Union, der Europäischen Investitionsbank sowie der belgischen und flämischen Regierung.

Die Bioreaktoren sind ein wichtiger Teil der Steelanol-Anlage und dienen der Ethanolproduktion.

Über Primetals Technologies Limited

Primetals Technologies Limited mit Hauptsitz in London, Vereinigtes Königreich, ist ein Pionier und Weltmarktführer in den Bereichen Engineering, Anlagenbau und der Bereitstellung von Lebenszyklusdienstleistungen für die Metallindustrie. Das Unternehmen bietet ein komplettes Technologie-, Produkt- und Dienstleistungsportfolio, das integrierte Elektrik- und Automatisierungs-, Digitalisierungs- und Umweltlösungen umfasst. Dies deckt alle Schritte der Eisen- und Stahlproduktionskette ab – vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt – und umfasst die neuesten Walzlösungen für den Nichteisenmetallsektor. Primetals Technologies ist ein Konzernunternehmen von Mitsubishi Heavy Industries mit rund 7.000 Mitarbeitern weltweit.


Quelle: Primetals Technologies  / Vorschaubild: Steelanol

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