WGP: Green Deal gut für deutsche Pole-Position

Aachen – Zum EU-Green-Deal-Vorhaben gehen die Meinungen ziemlich auseinander. Prof. Brecher, Präsident der WGP und Leiter des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen sieht das Ganze positiv. Er sagt zum Green Deal: "Brüssel mit seinem Billionen-schweren Klima-Finanzpaket für den EU Green Deal hat den richtigen Weg aufgezeigt. Die produktionstechnische Forschung und die Industrie sind innovativ genug, eine Kreislaufwirtschaft mit höheren Lebenszyklen der Produkte, mit Re- und Upcycling zu schaffen und daraus neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Gerade das innovationsstarke Deutschland könnte von diesem neuen Konzept profitieren. Wir sind sicher, dass sich das Land einmal mehr neu erfinden und damit den Wohlstand aller auch für die Zukunft sichern kann."

Neue Exportmöglichkeiten schaffen


"Dass Produktion auch deutlich ressourcenschonender und umweltfreundlicher geht, zeigen wir in der WGP seit geraumer Zeit. Und dass sich eine erfolgreiche Wirtschaft nicht allein über Wachstum definieren muss, sieht auch die europäische Werkzeugmaschinenindustrie ähnlich; ihr Verband Cecimo hat sich diesbezüglich bereits positioniert. Doch nicht nur das. Vergleichbar dem von Deutschland geprägten Begriff und Konzept von Industrie 4.0, das mittlerweile weltweit angewendet wird, könnten wir auch bezüglich industrieller Kreislaufwirtschaft internationaler Vorreiter werden und neue Exportmöglichkeiten schaffen. Konjunkturelle Krisen ließen sich damit leichter bewältigen. Die produktionstechnische Forschung und viele Unternehmen sind hier bereits bestens positioniert."

Verschiedene Handlungsfelder bedenken


Für die Industrie selbst gibt es laut Prof. Brecher unterschiedliche Handlungsfelder, wie energieeffiziente Beleuchtung, Beheizung und Belüftung der Fabrikgebäude. Er verweist auf die ETA-Modellfabrik in Darmstadt, die beispielsweise ganz neue Wege weist, indem sie das Gebäude mitdenkt. Bis zu 40 % Energie in der industriellen Produktion lassen sich auf diese Weise einsparen. Auch Maschinen und Prozesse bieten viel Einsparpotenzial, indem sie leichter, effizienter und nachhaltiger sind – ein Bereich, in dem die WGP seit jeher sehr aktiv ist. Für die Politik gibt es laut WGP ebenfalls wichtige Handlungsfelder, wie etwa die Standortwahl einer Fabrik. Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft funktioniert dann am besten, wenn etwa ein Wasserstoff-betriebenes Stahlwerk genau dort steht, wo die Ressource Wasserstoff in großen Mengen erzeugt werden kann, z.B. in der Nähe großer Windenergieparks.

Keine Ängste schüren


Um CO2-Emissionen zu reduzieren, müssen wir laut Brecher nicht zuletzt die Nutzungsdauer der Produkte verlängern. Damit wird der Konsum zwar reduziert, doch dürfen hier nicht unnötige Ängste geschürt werden. Denn weniger Konsum ist nicht gleichbedeutend mit dem Untergang zahlloser Unternehmen und niedrigerem Wohlstand. "Vielmehr sind," so Brecher "völlig neue Geschäftsmodelle denkbar. Die EU scheint dies erkannt zu haben. Die WGP wird das Ihre dazu beitragen, solch grundlegende Innovationen möglich zu machen."

 
Zur Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik e.V.:

Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik e.V. ist ein Zusammenschluss führender deutscher Professorinnen und Professoren der Produktionswissenschaft. Sie vertritt die Belange von Forschung und Lehre gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die WGP vereinigt 66 Professorinnen und Professoren aus 40 Universitäts- und Fraunhofer-Instituten und steht für rund 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Produktionstechnik. Die Mitglieder genießen sowohl in der deutschen Wissenschaftslandschaft als auch international eine hohe Reputation und sind weltweit vernetzt.

Die Labore der Mitglieder sind auf einem hohen technischen Stand und erlauben den WGP-Professoren, in ihren jeweiligen Themenfeldern sowohl Spitzenforschung als auch praxisorientierte Lehre zu betreiben.

Die WGP hat sich zum Ziel gesetzt, die Bedeutung der Produktion und der Produktionswissenschaft für die Gesellschaft und für den Standort Deutschland aufzuzeigen. Sie bezieht Stellung zu gesellschaftlich relevanten Themen von Industrie 4.0 über Energieeffizienz bis hin zu 3D-Druck.


Quelle: WGP - Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik
Vorschaubild: Prof. Christian Brecher, seit 1.1.2020 WGP-Präsident, Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen

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