Weltweite Stahlproduktion 2022 auf Rekordniveau prognostiziert

von Hubert Hunscheidt

Der Hauptgrund für die Herabstufung sind die jüngsten Rückgänge der chinesischen Schmelztätigkeit. Forderungen der Regierung, die Jahresproduktion auf das Niveau von 2020 zu begrenzen, wurden zunächst ignoriert. In der zweiten Jahreshälfte setzten die lokalen Behörden die Beschränkungen für die inländischen Stahlwerke strenger durch.

Die Produktion in stark verschmutzenden Industrien, einschließlich der Stahlerzeugung, wird genau überwacht. Die Verbesserung der Luftqualität im Vorfeld der Olympischen Winterspiele in Peking 2022 hat für die chinesische Regierung Priorität. Infolgedessen wird für dieses Jahr ein Rückgang der Gesamtproduktion um 3,2 Prozent erwartet.

Die Marktteilnehmer beobachten aufmerksam die politischen Entscheidungen in China, um die zukünftigen Ambitionen des Landes zu bestimmen. MEPS geht davon aus, dass die Produktion in China in den nächsten fünf Jahren zunehmen wird, allerdings mit einer wesentlich geringeren Rate als in den letzten Jahren. Der chinesische Anteil an der Gesamtproduktion in Asien wird voraussichtlich sinken, wenn auch nur leicht.

Die Rohstahlprognosen für Nordamerika bewegen sich in einer gewissen Bandbreite. Für 2026 wird ein Wert von 120 Millionen Tonnen Flüssigstahl prognostiziert. Davon entfallen mehr als 70 Prozent auf die Produktion in den Vereinigten Staaten. Für die nächsten zehn Jahre sind umfangreiche staatliche Investitionen in Infrastrukturprojekte geplant. Allerdings wird erwartet, dass sich das regionale Wirtschaftswachstum nach der anfänglichen Erholung nach der Pandemie verlangsamen wird.

In der Europäischen Union wird ein Anstieg der Jahresproduktion um mehr als 15 Prozent auf 153 Millionen Tonnen im Jahr 2021 prognostiziert. In den kommenden Jahren dürfte die Produktion weiter ansteigen, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie den jüngsten Höchststand von 2017 wieder erreicht. Deutschland und Italien werden ihre Position als Hauptproduzenten in der Region festigen. Es wird erwartet, dass die bestehenden Anlagen ihren Betrieb dekarbonisieren werden. Darüber hinaus wird sich die neu installierte Kapazität wahrscheinlich auf emissionsarmen "grünen" Stahl konzentrieren. Diese dürften jedoch erst ab 2026 in Betrieb genommen werden.

Die indische Produktion wird in den nächsten fünf Jahren aufgrund umfangreicher Investitionen in Stahlerzeugungskapazitäten weiter ansteigen. Es wird erwartet, dass in neuen Anlagen eine Mischung aus Sauerstoff- und Elektrolichtbogenöfen zum Einsatz kommen wird. Die geplante Modernisierung der Städte des Landes wird den Stahlverbrauch in die Höhe treiben. Die Kluft zwischen der indischen und der japanischen Jahresproduktion wird sich voraussichtlich weiter vergrößern.

In Japan dürfte die Umstrukturierung der heimischen Stahlindustrie mittelfristig zu einem gedämpften Produktionswachstum führen. Nicht wettbewerbsfähige Hochofenanlagen werden geschlossen. Dies dürfte verhindern, dass die Gesamterzeugung von Rohstahl in den nächsten fünf Jahren auf über 100 Millionen Tonnen ansteigt. Ein ähnlicher Konsolidierungstrend wird für Südkorea und Taiwan prognostiziert. Für diese Märkte gibt es wenig Spielraum für eine Erhöhung der Rohstahlproduktion, da der Stahlverbrauch bereits auf einem hohen Niveau liegt.

Der größte regionale Produktionszuwachs wird prozentual gesehen im Nahen Osten erwartet. Bis 2026 sollen jährlich 14 Millionen Tonnen mehr Stahl geschmolzen werden als noch 2020. Der Iran wird aufgrund erheblicher Investitionen in neue Elektrolichtbogenöfen die Haupttriebfeder für den Produktionsanstieg sein.

Die südamerikanische Stahlproduktion dürfte in diesem Jahr 45,9 Millionen Tonnen erreichen - der höchste Wert seit 2012. Für den Zeitraum bis 2026 wird ein Aufwärtstrend erwartet. Brasilien bleibt der wichtigste Produzent in der Region.

In Afrika wird nach einem zweistelligen prozentualen Anstieg im Jahr 2021 für die Folgejahre ein langsameres Produktionswachstum prognostiziert. Administrative Hindernisse und politische Schwierigkeiten dürften mittelfristig Investitionen in neue Kapazitäten einschränken.

Quelle: MEPS International Ltd. / Foto: Fotolia

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