Wachsender Druck auf Schwellenländer
von Hubert Hunscheidt
Eine Umfrage des IfW Kiel in den weltweit circa 5.000 Sonderwirtschaftszonen zeigt, dass die Folgen der Corona-Pandemie dort zu drastischen wirtschaftlichen Einbußen führen. Dies erhöht insbesondere für Schwellenländer das Risiko einer starken Rezession oder sogar einer Staatspleite.
Die Ende März und Anfang April in Zusammenarbeit mit der World Free Zones Organization durchgeführte Umfrage des IfW Kiel zeigt, dass mehr als 90 Prozent der Sonderwirtschaftszonen weltweit bereits spürbar von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen sind und dass die negativen Folgen in den kommenden Monaten voraussichtlich noch zunehmen werden. Besonders schlecht sind die Aussichten für Sonderwirtschaftszonen in Asien und Lateinamerika.
„Besorgniserregend ist nicht zuletzt, dass sich auch die finanziellen Rahmenbedingungen für die Sonderwirtschaftszonen verschlechtert haben, was vor allem in Lateinamerika überproportional oft als Produktionshemmnis genannt wird“, sagte Klaus-Jürgen Gern, Federführung Weltkonjunktur und Rohstoffmärkte am IfW Kiel. „In den Schwellenländern hat sich das Risiko von Finanzkrisen stark erhöht, nachdem internationale Anleger in den vergangenen Wochen in großem Umfang Kapital abgezogen haben. Ausländische Direktinvestitionen könnten insgesamt um rund 30 bis 40 Prozent zurückgehen.“
COVID-19 beeinträchtigt Sonderwirtschaftszonen über verschiedene Kanäle. Neben der Behinderung der Produktion durch eigene Maßnahmen zur Verlangsamung der Epidemie spielt der weltweite Nachfragerückgang eine gewichtige Rolle. Aber auch Probleme in den Lieferketten führen zu Stockungen der Produktion, besonders häufig in Asien sowie in Afrika und im mittleren Osten.
Weltweit gibt es circa 5.000 sogenannte Sonderwirtschaftszonen, zusammen exportieren sie Güter im Wert von rund 3,5 Billionen Euro und stehen für rund 20 Prozent des weltweiten Handels. Rund 250 davon sind in Industrieländern wie den USA oder den Mitgliedsländern der EU. „Ein Einbruch des Welthandels wird nicht zuletzt in Ländern mit einem hohen Außenhandelsanteil wie Deutschland deutlich zu spüren sein“, so Gern.
Quelle: Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) / Vorschaufoto: fotolia