voestalpine steigert Ergebnis und Cashflow im 1. Halbjahr 2025/26
von Hubert Hunscheidt
Die voestalpine AG meldet für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2025/26 (1. April bis 30. September 2025) eine stabile operative Entwicklung in einem weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld. Die globale Präsenz und die breite Branchenstruktur des Konzerns erwiesen sich als entscheidende Stabilisatoren – insbesondere angesichts schwacher Konjunkturdaten in Europa, anhaltender Handelsbeschränkungen und Zollregelungen.
Während Railway Systems weltweit eine sehr gute Nachfrage verzeichnete und auch die Luftfahrtindustrie ihren Aufwärtstrend fortsetzte, blieben die Bereiche Bau, Maschinenbau und Konsumgüter auf niedrigem Niveau. Im Energiebereich zeigte sich der Bedarf rückläufig, wohingegen Pipelineprojekte international für eine solide Nachfrage in der Steel Division sorgten. Die Automobilindustrie entwickelte sich zweigeteilt: Automotive Components litt unter der schwachen Produktion in Europa, während hochwertige Stahlbleche der Steel Division stabil gefragt waren. Weiterhin positiv präsentierte sich das Segment Lagertechnik.
Der Konzern setzte seine Reorganisationsprogramme fort, insbesondere in der High Performance Metals Division und an Automotive-Components-Standorten in Deutschland. Belastet zeigte sich die voestalpine Tubulars durch US-Zölle im Hauptmarkt USA sowie niedrige Ölpreise. Für den Standort Kindberg prüft der Konzern Kapazitätsanpassungen bis Jahresende. Auch bei BÖHLER Bleche läuft ein Strategieprojekt zur strukturellen Neuausrichtung.
Trotz dieser Rahmenbedingungen konnte die voestalpine ihre Finanzkennzahlen verbessern: Das EBITDA stieg leicht auf 722 Mio. EUR, das EBIT um 2 Prozent auf 345 Mio. EUR. Das Vorsteuerergebnis legte um 12 Prozent auf 278 Mio. EUR zu, das Nachsteuerergebnis um 8,6 Prozent auf 199 Mio. EUR. Besonders stark entwickelte sich der Cashflow: Der operative Cashflow verdoppelte sich auf 783 Mio. EUR, der Free Cashflow erreichte 296 Mio. EUR – getragen von erfolgreichen Working-Capital-Maßnahmen. Gleichzeitig baute der Konzern die Nettofinanzverschuldung auf 1,5 Mrd. EUR ab und steigerte das Eigenkapital auf 7,53 Mrd. EUR. Die Gearing Ratio sank damit auf 19,5 Prozent.
Parallel trieb die voestalpine mehrere Zukunftsprojekte voran. In Linz startete mit „Hy4Smelt“ das größte österreichische Forschungsprojekt im Bereich grüner Stahlproduktion. In Indiana (USA) wurde eine neue Produktionshalle für Lkw-Längsträger fertiggestellt, und im Bereich Hochregallager sicherte sich der Konzern den größten Einzelauftrag der Unternehmensgeschichte. Mit der Eröffnung der Koralmbahn bringt ein bedeutendes Infrastrukturprojekt zusätzliche Sichtbarkeit für die Railway-Systems-Kompetenz der Gruppe.
Ausblick
Für das zweite Halbjahr erwartet die voestalpine eine Fortsetzung der heterogenen Marktentwicklung. Europa dürfte auf niedrigem Wachstumsniveau verharren, während Nordamerika voraussichtlich robust bleibt. In China wird weiterhin von stabiler industrieller Expansion ausgegangen, während Brasilien von hohen Zinsen und Importdruck belastet bleibt. Die Nachfrage aus den Segmenten Railway Systems, Luftfahrt und Lagertechnik bleibt stark, ebenso die Nachfrage nach hochwertigen Stahlblechen für die Automobilindustrie. Der Energiesektor dürfte zweigeteilt bleiben: Pipelineprojekte solide, Exploration schwach.
Die laufenden Reorganisationsmaßnahmen sollen gegen Ende des Geschäftsjahres positive Effekte zeigen. Zusätzlich rechnet der Konzern mit Impulsen aus den angekündigten EU-Safeguard-Maßnahmen für Stahlimporte. Insgesamt bestätigt die voestalpine ihre Prognose eines EBITDA von 1,40 bis 1,55 Mrd. EUR für das Geschäftsjahr 2025/26 – unter Berücksichtigung der aktuell bekannten Auswirkungen der US-Zollpolitik.
Quelle: Voestalpine AG / Foto: marketSTEEL