Voestalpine AG verzeichnet erheblich geringere Gewinne

von Hubert Hunscheidt

Die voestalpine hat im 1. Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 (1. April bis 30. Juni) ein solides Ergebnis erwirtschaftet. Die einzelnen Industriebereiche zeigten dabei eine unterschiedliche Entwicklung. So hielt die Dynamik des vergangenen Geschäftsjahres im konventionellen Energiebereich (Öl & Gas) unverändert an. Auch der Bereich Solarindustrie verzeichnete weiterhin eine starke Nachfrage. Die voestalpine beliefert weltweit Solarprojekte, unter anderem stattet der Konzern eines der größten Solarprojekte Brasiliens mit anspruchsvollen Stahlprofilen aus. Eine hingegen spürbare Abkühlung der Nachfrage ist in den Bereichen Maschinenbau, Konsumgüter- und in der Bauindustrie bemerkbar. Die Automobilindustrie verzeichnete im 1. Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 eine zufriedenstellende Nachfrage. Die Versorgungsengpässe, mit denen die Automobilbranche über zwei Jahre konfrontiert war, lösen sich zunehmend auf. Der Bereich Bahninfrastruktursysteme entwickelte sich weiterhin sehr stark. Die hohe Nachfrage nach den hochqualitativen Schienengüten der voestalpine führte im 1. Quartal zu einer Vollauslastung der Schienenproduktion am österreichischen Standort Donawitz. Auch der klar positive Trend im Luftfahrtsektor setzte sich zu Beginn des Geschäftsjahres 2023/24 weiter fort. Ebenso ist im Bereich Lagertechnik die Nachfrage ungebrochen stark.

Entwicklung von Umsatz- und Ergebnisziffern

Der Umsatz ging im Vergleich zum 1. Quartal des Vorjahres um 4,3 % von 4,6 Mrd. EUR auf 4,4 Mrd. EUR geringfügig zurück. Gemessen am historisch besten operativen Ergebnis, das der Konzern im Vorjahresquartal erzielt hat, fiel der Rückgang bei den Ergebniszahlen deutlich aus: Das EBITDA verringerte sich um 42,6 % auf 505 Mio. EUR bei einer Marge von 11,3 % (1. Quartal Vorjahr: 879 Mio. EUR; Marge 18,9 %). Das Betriebsergebnis (EBIT) ist im gleichen Zeitraum um 54,4 % auf 316 Mio. EUR bei einer Marge von 7,1 % gesunken (1. Quartal Vorjahr: 693 Mio. EUR; Marge 14,9 %). In einer ähnlichen Größenordnung ist auch das Ergebnis vor Steuer gesunken, das um 58,5 % von 670 Mio. EUR auf 278 Mio. EUR fiel. Das Ergebnis nach Steuern reduzierte sich um 64,5 % von 615 Mio. EUR auf 218 Mio. EUR. Die Eigenkapitalbasis konnte mit 7,9 Mrd. EUR im Vorjahresvergleich (+3,2 %) weiter gestärkt werden. Im Vergleich zum Bilanzstichtag am 31. März 2023 stieg das Eigenkapital um 1,8 %. Die Nettofinanzverschuldung verminderte sich innerhalb eines Jahres um 15,2 % auf 1,9 Mrd. EUR. Gegenüber dem Bilanzstichtag erhöhte sich die Finanzverschuldung aufgrund eines Working Capital-Aufbaus um 16,5 % (1,7 Mrd. EUR). Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) verbesserte sich im Jahresvergleich von 29,8 % auf 24,5 %, gegenüber dem Bilanzstichtag nahm die Gearing Ratio hingegen leicht zu (21,4 %). Die Anzahl der Beschäftigten (FTE) im voestalpine-Konzern erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresstichtag um 2,5 % von 49.900 auf 51.164.

Ausblick

Das 1. Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 verlief für den voestalpine-Konzern insgesamt gesehen sehr zufriedenstellend, wobei sich die gesamtwirtschaftliche Stimmung in manchen Segmenten jedoch bereits spürbar eintrübte.

Wie erwartet haben sich die Auftragseingänge aus den Marktsegmenten Bau, Maschinenbau und Konsumgüterindustrie abgeschwächt. Die Maßnahmen der Zentralbanken zur Inflationsbekämpfung scheinen in der produzierenden Industrie angekommen zu sein. Unter der Annahme keiner kurzfristigen Strategieumkehr der Zentralbanken, kann für das restliche Geschäftsjahr 2023/24 mit einer durchwegs schwachen Nachfrage aus diesen Marktsegmenten gerechnet werden. Auf der anderen Seite performt das Automobilsegment im voestalpine-Kundenportfolio insgesamt gesehen zumindest stabil. Aus heutiger Sicht sollte sich diese Entwicklung im Großen und Ganzen im restlichen Geschäftsjahr 2023/24 fortsetzen. Für den Energiebereich wird für den konventionellen Teil (Öl & Gas) im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2023/24 zwar eine gewisse Abschwächung erwartet, die Nachfrage sollte dabei aber auf einem insgesamt ansprechenden Niveau verbleiben. Für den Bereich der erneuerbaren Energien wird eine Fortsetzung der aktuell sehr guten Performance für das restliche Geschäftsjahr erwartet. Auch die Bereiche Eisenbahnsysteme und die Luftfahrtindustrie werden ihre sehr gute Entwicklung weiter fortsetzen.

Aus Sicht des voestalpine-Portfolios wird regional betrachtet die stärkste konjunkturelle Abschwächung in Europa erwartet, während für den Wirtschaftsraum Nordamerika mit einer eher moderat schwächeren Wirtschaftsentwicklung gerechnet wird. Südamerika (Brasilien) sollte eine weitgehend stabile Entwicklung nehmen, wohingegen der asiatische Wirtschaftsraum (China) leicht wachsen sollte.

Da diese Entwicklung im Wesentlichen die Einschätzung des Vorstandes zu Beginn des Geschäftsjahres 2023/24 widerspiegelt, bleibt diese unverändert: Unter der Prämisse keiner massiven wirtschaftlichen Verwerfungen, ausgelöst von der Zinspolitik der Zentralbanken, sowie der Annahme keiner weiteren Eskalationsszenarien aus dem Ukraine-Krieg oder zusätzlicher geopolitischer Spannungen, erwartet der Vorstand der voestalpine AG für das Geschäftsjahr 2023/24 ein EBITDA in einer Bandbreite von 1,7 bis 1,9 Mrd. EUR.

Quelle und Foto: Voestalpine AG

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