Viel Schwung an den Metallmärkten

von Angelika Albrecht

An den Metallmärkten herrscht viel Aufwind, sowohl an den Edel- als auch an den Industriemetallmärkten. Laut Commerzbank-Rohstoffexperten notiert Kupfer an der LME inzwischen 20% höher als zu Jahresbeginn und das Allzeithoch vom März 2022 ist kaum noch 500 USD entfernt. An der Comex in New York kletterte der Preis für den Juli-Kontrakt sogar auf einen neuen Rekordwert von umgerechnet gut 11.000 USD je Tonne. Hintergrund ist laut Marktberichten die starke Positionierung einzelner Marktteilnehmer auf der Verkaufsseite, die nun gezwungen seien, Material zur Einlieferung nachzukaufen.

Die starke Verzerrung zeigt sich in den unterschiedlichen Verläufen der Terminkurven. Sie ist an der COMEX stark fallend, während diese an der LME ansteigt. Umgerechnet mehr als 1.200 USD je Tonne klafften zwischenzeitlich die Kupferpreise an der LME und der Comex auseinander, die üblicherweise eng beieinander liegen. Dabei besteht laut Commerzbank das Risiko, dass verstärkt auf die ohnehin schon niedrigen LME-Kupferlagerbestände zurückgegriffen wird.

Nächste Woche könnte der Kupferpreis zusätzlichen Aufwind von den neuen Fundamentaldaten der International Copper Study Group (ICSG) erhalten. Die Commerzbank-Analysten weisen darauf hin, dass neben den langfristig positiven Nachfrageaussichten die Sorge vor einer akuten Knappheit an Kupfererzkonzentrat die Preise nach oben treibt. Sollte die ICSG für März ein knappes Minenangebot ausweisen, dürfte dies den Anstieg der Preise unterstützen.

Neben der ICSG wird auch die International Lead and Zinc Study Group neue Marktbilanzzahlen für März vorlegen sowie das International Aluminium Institute neue Zahlen für die Aluminiumproduktion im April. Wichtigster Aluminiumproduzent ist mit über 50% des Angebots China; hier wurden heute Morgen neue Zahlen veröffentlicht.


Chinesische Aluminiumproduktion steigt auf Rekordhoch

Die heute früh veröffentlichten Daten aus China waren für die Industriemetallpreise eher eine Belastung. Zwar überraschten die Industrieproduktionzahlen für den Monat April auf der Oberseite (auf Basis einer Bloomberg-Umfrage), was auf eine robuste Nachfrage nach vielen Metallen schließen lässt. So zählten etwa die Automobil- und Elektronikbranchen zu den wesentlichen Wachstumstreibern. Einer robusten Nachfrage stand aber auch eine ebenso robuste Metallproduktion gegenüber. Die Aluminiumproduktion stieg auf Tagesbasis sogar auf einen neuen Rekordwert, was nicht nur durch eine anziehende Nachfrage, sondern auch durch eine Erholung der Wasserkraft und damit einhergehend der Wiederaufnahme von Produktionskapazitäten etwa in der Region Yunnan begünstigt worden sein dürfte.

Gleichzeitig deuteten die eher enttäuschenden Einzelhandelsumsätze darauf hin, dass der private Konsum weiterhin schwächelt, das Wachstum in der Industrie also wohl im Wesentlichen durch staatliche Förderungen getragen wird. Insofern kann nach Meinung der Commerzbank-Analysten die Nachhaltigkeit der Industriestärke durchaus infrage gestellt werden. Die neusten Stimulusmaßnahmen aus Peking - heute früh wurden neue Maßnahmen für den Immobiliensektor verkündet - lassen aber vermuten, dass die chinesische Führung evt. sogar die Hilfen kurzfristig eher aufstockt. Da es gleichzeitig Anzeichen gibt, dass die Metallproduktion - etwa im Falle von Kupfer und Zink - aufgrund von Knappheiten bei Rohmaterialien ins Stocken geraten könnte - dürften die Metallpreise von weiteren staatlichen Hilfen für die Industrie, die die Metallnachfrage anschieben, summa summarum profitieren.


Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia

 

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