Verband warnt : EU-Entwurf torpediert Wasserstoffhochlauf

von Hubert Hunscheidt

Der Verband Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft e. V. warnt vor einem drohenden Rückschritt für die europäische Klimapolitik: In Brüssel tagt heute die Expertengruppe der EU-Kommission zum neuen Entwurf des Delegierten Rechtsakts zur Bewertung kohlenstoffarmer Brennstoffe. In seiner jetzigen Form verfehlt der Entwurf aus Sicht der Branche die selbstgesteckten Ziele der EU-Kommission. Statt Investitionen zu ermöglichen, schafft der Vorschlag zusätzliche Bürokratie, behindert den Einsatz von blauem Wasserstoff und gefährdet damit Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit.

Der vorliegende Entwurf des Delegierten Rechtsakts der EU-Kommission zur Definition kohlenstoffarmer Brennstoffe stellt für den Verband Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft einen schweren Rückschlag für den Wasserstoffhochlauf dar. Nach den Worten von Dr. Timm Kehler, Vorstand von Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft, steht der Entwurf auch in einem klaren Widerspruch zu den erklärten Zielen des Clean Industrial Act und des Draghi-Reports.

„Die EU-Kommission legt mit diesem Entwurf der eigenen Energiepolitik Steine in den Weg. Sie widerspricht damit nicht nur den Zielen ihres eigenen Gasmarktpaketes, sondern blendet auch zentrale Empfehlungen des Draghi-Reports aus. Wer Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit verbinden will, muss möglichst viele Werkzeuge zur CO2-Reduktion ermöglichen. Blauer Wasserstoff ist kein Relikt von gestern, sondern ein notwendiger Baustein für eine bezahlbare und verlässliche Transformation.“

Besonders kritisch sieht der Verband die pauschale Annahme extrem hoher Methanemissionen in der Vorkette von Erdgas. Diese Annahmen führen dazu, dass selbst hocheffiziente Projekte zur Produktion von Wasserstoff aus Erdgas bei gleichzeitiger Abscheidung des dabei entstehenden CO2 (blauer Wasserstoff) künftig als nicht regelkonform gelten könnten – obwohl sie in internationalen Klimaneutralitätsszenarien ausdrücklich vorgesehen sind. Gleichzeitig schafft die angedachte Verknüpfung mit der Unionsdatenbank neue bürokratische Hürden statt regulatorischer Klarheit. Auch innovative Verfahren wie Methan-Pyrolyse und -Plasmalyse, mit denen Methan in Wasserstoff und festen Kohlenstoff umgewandelt wird, würden durch den Rechtsakt faktisch ausgeschlossen.

„Der Entwurf zeigt einmal mehr: Brüssel setzt weiterhin auf Kontrolle statt auf Markt – und schwächt damit die eigenen Klimaziele. Das ist nicht nur ein industriepolitisches Risiko, sondern ein strategischer Fehler – gerade im globalen Wettbewerb um klimafreundliche Technologien“, so Kehler.

Der Verband ruft daher die neue Bundesregierung auf, sich im weiteren Verfahren entschlossen für technologieoffene, pragmatische und verlässliche Rahmenbedingungen einzusetzen. Nur so könne Europa den eigenen Anspruch einlösen, Industriestandort und Klimavorreiter zugleich zu sein.

Quelle: DIE GAS- UND WASSERSTOFFWIRTSCHAFT e.V. / Foto: marketsteel (KI-generiert)

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