US-Wirtschaftsboom stärkt Werkzeug-maschinennachfrage

Frankfurt am Main - Erstmals hat der VDW Anfang Dezember ein Symposium „Werkzeugmaschinen aus Deutschland" mit 22 namhaften deutschen Herstellern in den USA organisiert.

Ist die USA, ein El Dorado für die Werkzeugmaschinenindustrie?


In den ersten drei Quartalen stieg der Auftragseingang der Branche in den USA nach Angaben des US-Werkzeugmaschinenverbands um 27 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro. Allein im September schossen die Bestellungen um 50 Prozent in die Höhe. Nach China sind die USA der zweitgrößte Werkzeugmaschinenmarkt der Welt mit einem Anteil von 11 Prozent und einem Volumen von rd. 8 Mrd. Euro. Für 2018 wird ein Anstieg des Verbrauchs von über 13 Prozent auf Dollar-Basis erwartet. 2019 sind es dann nochmals 5 Prozent.

Rund 60 Prozent des US-Werkzeugmaschinenbedarfs werden importiert. Deutschland ist mit knapp einem Fünftel der zweitwichtigste Lieferant. Grund genug für den VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), Anfang Dezember erstmals Symposien deutscher Hersteller für den US-amerikanischen Markt zu veranstalten.

„Für unsere Firmen läuft es in den USA derzeit prächtig", sagt Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW. „Alle Rahmendaten zeigen nach oben, nicht zuletzt, weil die US-Regierung mit der Unternehmenssteuersenkung und attraktiven Abschreibungsbedingungen investitionsfreundliche Rahmenbedingungen gesetzt hat. Unsere Mitglieder machen gute Geschäfte in ihrem zweitgrößten Absatzmarkt.

Der VDW hat deshalb entschieden, in Detroit und Charlotte zwei Symposien zu organisieren. Damit wollen wir den US-Kunden exklusiv unsere Leistungsfähigkeit präsentieren", so Schäfer weiter. 21 namhafte deutsche Anbieter sind mit dabei: Alzmetall, Chiron-Werke, Emag Gruppe, Emco Magdeburg, Gleason Corporation, Heinrich Georg, Heller, Hermle, Index Werke, Kapp Niles, Niles-Simmons-Hegenscheidt, Open Mind, Peiseler, Profilator, Profiroll Technologies, Samag, Schütte, SW Schwäbische Werkzeugmaschinen, Siemens, Weisser, Zimmer & Kreim. Sie stellen ihre Angebote zu den Themen 5-Achs-Technologie und Komplettbearbeitung, Präzision und Leistungsfähigkeit, Digitalisierung und Automatisierung sowie Verzahntechnik vor.

VDW-Symposien im Herzen der US-Automobilindustrie


Für seine Symposien hat der VDW zwei attraktive Regionen mit zahlreichen Werkzeugmaschinenanwendern gewählt. Markus Schlipphak, Vice President of Engineering, Heller Machine Tools, in Troy bestätigt: „Die Regionen um Detroit und Charlotte sind wegen der zahlreichen dort ansässigen Abnehmerindustrien sehr interessant. Insbesondere sind die Automobil- und Zulieferindustrie dort stark vertreten und bieten hervorragende Geschäftsmöglichkeiten."

Deutsche Werkzeugmaschinenhersteller in den USA aktiv


Die USA sind für deutsche Hersteller beileibe keine weiße Landkarte, sondern der zweitgrößte Exportmarkt. Im vergangenen Jahr wurden Maschinen für mehr als 1,2 Mrd. Euro exportiert, hauptsächlich Bearbeitungszentren, Teile und Zubehör, Laser, Schleif- und Drehmaschinen. In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres lagen die Ausfuhren 6 Prozent über Vorjahr.

Der Markt wird jedoch nicht nur aus Deutschland heraus bedient. Fast 50 Anbieter sind in mehr als 170 Niederlassungen mit Vertrieb, Service und/oder Produktion auch vor Ort aktiv. „Die USA sind nach der Schweiz und China der drittgrößte Produktionsstandort für unsere Firmen. Zu den genannten Exporten kamen 2017 nochmals Maschinen im Wert von 325 Mio. Euro hinzu, die im Land selbst für den US-Markt produziert wurden", erläutert Schäfer vom VDW.

Deutsche Hersteller haben in den USA auch gute Absatzchancen, weil sie ein breites Angebot an Hochtechnologie liefern können, denn es gibt kaum nennenswerte US-Anbieter, die in diesem Segment tätig sind.

Qualität aus Deutschland steht bei US-Anwendern hoch im Kurs


Die USA wollen ihre Industrie modernisieren und fit machen für den Weltmarkt. Die fortschreitende Automatisierung bietet neue Möglichkeiten, z.B. bei der Vernetzung und Überwachung von Industrieanlagen und Maschinen sowie der Optimierung von Produktionsprozessen bis hin zur Effizienzsteigerung in der gesamten Lieferkette. Alternative Werkstoffe wie Titan oder Kohlenstofffasern benötigen neue Verarbeitungstechnologien. Hier haben deutsche Anbieter einiges zu bieten.

Qualität aus Deutschland ist ein wichtiges Verkaufsargument für US-Kunden. „Wir haben bereits seit Ende der 90er Jahre, also seit über 20 Jahren, sehr gute Beziehungen zu deutschen Werkzeugmaschinenherstellern und deren Vertretern. Nachdem diese Beziehungen und das Verständnis für die Bedürfnisse einmal aufgebaut sind, entsteht daraus eine Art Partnerschaft und das ist der Grund, auf deutsche Maschinen zu setzen", sagt Symposiumsteilnehmer Lincoln Hughes, Director of Manufacturing Systems and Analytics, American Axle & Manufacturing, Inc.

Nicht zuletzt deshalb schätzten die mehr als 130 US-Teilnehmer auch die Möglichkeit zum intensiven Dialog während der VDW-Symposien. Die Vorträge der beteiligten Firmen gaben gute Einblicke in ihr Angebot. Die B2B-Meetings, die bereits im Vorfeld geplant waren, und der Abendempfang boten vielfältige Möglichkeiten für die Vertiefung der Kontakte.


Hintergrund

Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie gehört zu den fünf größten Fachzweigen im Maschinen- und Anlagenbau. Sie liefert Produktionstechnologie für die Metallbearbeitung in alle Industriezweige und trägt maßgeblich zu Innovation und Produktivitätsfortschritt in der Industrie bei. Durch ihre absolute Schlüsselstellung für die industrielle Produktion ist ihre Entwicklung ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Dynamik der gesamten Industrie. 2017 produzierte die Branche mit rd. 72.500 Beschäftigten (Jahresdurchschnitt 2017, Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern) Maschinen und Dienstleistungen im Wert von rd. 16 Mrd. Euro.


Quelle und Vorschaubild: VDW Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken 

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