US-Stahlpreise beginnen zu kippen

von Hubert Hunscheidt

Viele Käufer gerieten in Panik vor Lieferengpässen und kauften infolgedessen übermäßige Mengen. Die befürchtete Verknappung von Stahlerzeugnissen auf dem Markt blieb jedoch aus, da die Auswirkungen des Krieges überschätzt wurden. Die Verfügbarkeit, insbesondere von Coils, verbessert sich jetzt.

Die Nachfrage beginnt sich zu verlangsamen, bleibt aber in den meisten Endverbrauchersektoren gesund. Händler und Servicezentren kaufen aufgrund ihrer hohen Lagerbestände geringere Mengen ein. Die Produktion in der US-Automobilbranche liegt unter dem Niveau vor der Pandemie. Dies führt zu einer Verringerung der Aufträge in den Werken und einer Verkürzung der Lieferfristen.

Rückgang der Importe

Die Zunahme des inländischen Angebots wirkt sich negativ auf die Einfuhrmengen aus, die nun zurückgehen. Hohe Frachtkosten und lange Lieferzeiten von asiatischen Lieferanten schrecken viele US-Käufer ab. Hersteller aus Drittländern, die näher am Heimatmarkt liegen, sind preislich weniger wettbewerbsfähig.

Es ist jedoch damit zu rechnen, dass attraktivere Angebote unterbreitet werden, wenn sich der Preisunterschied zwischen den USA und anderen Ländern vergrößert. Händler berichten bereits von einer steigenden Zahl von Angeboten aus europäischen Werken.

Die Verbraucherausgaben könnten durch die zunehmende Inflation und die steigenden Zinssätze eingeschränkt werden. Dies würde sich im weiteren Verlauf des Jahres negativ auf die Stahlnachfrage auswirken. Viele Unternehmen berücksichtigen bereits jetzt einen möglichen Rückgang der Absatzmengen, wenn sie ihre Stahlvorräte und ihren Einkaufsbedarf für die zweite Jahreshälfte bewerten. In Verbindung mit den in dieser Zeit in Betrieb gehenden höheren Produktionskapazitäten für Bänder und Bleche könnte dies zu einem Überangebot führen.

Streik der Einkäufer

Die Aktivität auf dem US-Markt ist weiterhin stärker als in Europa und Asien. Dennoch ziehen Wolken am Horizont auf. MEPS sieht ein wachsendes Potenzial für einen "Käuferstreik".

Sinkende Ausgaben für Rohstoffe werden wahrscheinlich zu Unsicherheiten auf dem Markt beitragen, da die Kosten für Schrott sinken, wenngleich auch von den Höchstständen der Nachrezessionszeit. Eine Reihe von Einkaufsmanagern geht davon aus, dass die Basispreise für warmgewalzte Coils in den kommenden Monaten auf unter 1000 US-Dollar pro kurze Tonne fallen werden.

Quelle: MEPS International Ltd. / Foto: Fotolia

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