US-Stahlmarkt entgeht (vorerst) größeren Verwürfnissen
von Angelika Albrecht

Am Montag noch sah es so aus, als würden die USA rund 44% ihrer Stahlimporte mit frischen Zöllen belegen. Nach der (zumindest temporären) Kehrtwende im Hinblick auf die Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada sind jetzt nur noch die 15% der Stahlimporte betroffen, welche in den letzten 12 Monaten aus China eingeführt wurden.
Laut Commerzbank Research haben die USA im vergangenen Jahr 79,5 Mio Tonnen Stahl produziert und 89,2 Mio. Tonnen Stahl verbraucht, was bedeutet, dass sie rund 89% ihrer Stahlnachfrage selbst produzieren und nur knapp 11% netto importiert werden. Bedeutet: Nur rund 1,5% des im vergangenen Jahr in den USA genutzten Stahl wird seit Dienstag mit einem zusätzlichen Zoll von rund 10% belegt, wodurch die Auswirkungen auf den US-Stahlpreis minimal ausfallen dürften. Am Montag war noch mit Zöllen auf rund 5% des in den USA verbrauchten Stahls bzw. einer Anhebung der Zölle um gewichtet 20% zu rechnen, was die Auswirkungen spürbarer gemacht hätte. Großabnehmer für Stahl in den USA sind insbesondere der Bausektor zu rund 30% und die Automobilindustrie mit rund 14%.
Seit der Einführung der 25%-Strafzölle auf Stahl in Jahr 2018 konnten insbesondere Kanada und Mexiko ihre Importanteile an US-Stahl und Stahlproduktimporten ausbauen, wobei die realen Importe insgesamt allerdings seitdem um knapp 25% gefallen sind. Beide Länder waren von Anfang an von diesen Zöllen ausgenommen gewesen. Zwar ging auch der Stahlverbrauch in den USA zwischen 2017 und 2024 um rund 9% zurück, die heimische Stahlproduktion konnte sich allerdings mit einem Rückgang um nur 2,6% im gleichen Zeitraum vergleichsweise gut behaupten.
Alles in allem ist davon auszugehen, dass die zusätzlichen Zölle um 10% auf Importe aus China wohl keinen nennenswerten Einfluss auf den Stahlmarkt haben werden. Bei Zöllen von 25% auf Stahl(produkte) aus Kanada und Mexiko hätte es hingegen zu größeren Verwerfungen kommen können.
Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research /Autor: Volkmar Baur AC / Vorschaubild: Fotolia