Trotz deutlicher Verbesserung weiterhin rote Zahlen

von Hubert Hunscheidt

Absatz, Umsatz und Ergebnis deutlich unter Vorjahr

In den ersten neun Monaten wurde ein Absatz von 3,7 Mio. t erzielt, was einem Rückgang von 16,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Der Absatzrückgang ist überwiegend auf die Auswirkungen der COVID-19- Pandemie zurückzuführen. Davon betroffen waren dabei alle operativen Segmente, wobei das Geschäft in der Schweiz vergleichsweise wenig beeinflusst wurde. Der Absatzentwicklung folgend fiel auch der Umsatz aufgrund eines niedrigeren Preisniveaus noch stärker, von 4,9 Mrd. € auf 3,9 Mrd. € (– 21,2 %).

Die Pandemie war auch der maßgebliche Treiber für den Rückgang des um wesentliche Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnisses des Konzerns von 110 Mio. € im Vergleichszeitraum auf 72 Mio. € in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2020. Das EBITDA wurde zudem durch wesentliche Sondereffekte in Höhe von 73 Mio. €, im Wesentlichen für Personalmaßnahmen, belastet. Einschließlich dieser Sondereffekte ergab sich ein EBITDA in Höhe von – 2 Mio. € nach 136 Mio. € im Vergleichszeitraum.

Das Konzernergebnis lag infolgedessen mit – 136 Mio. € deutlich unter dem Vorjahreswert von – 4 Mio. €. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie betrug entsprechend – 1,38 € nach – 0,05 € im Vergleichszeitraum.

Ergebnis der operativen Segmente

Im Segment Kloeckner Metals US sank das EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten auf 26 Mio. € nach 44 Mio. € im Vorjahr. Der Rückgang resultierte insbesondere aus Volumenverlusten und Preisrückgängen. Konsequent reduzierte OPEX- Aufwendungen als Folge der umgehend eingeleiteten Gegenmaßnahmen, im Wesentlichen im Bereich Personal sowie bei volumengetriebenen Kosten, minderten den EBITDA-Rückgang. Einschließlich der wesentlichen Sondereffekte sank das EBITDA auf 22 Mio. € (9M 2019: 47 Mio. €).

Das EBITDA des Segments Kloeckner Metals Switzerland entwickelte sich positiv und stieg von 44 Mio. € im  Vergleichszeitraum auf 51 Mio. €. Getragen wurde die Geschäftsentwicklung insbesondere durch den Produktbereich Betonstahl. Daneben beeinflussten gesunkene OPEX-Aufwendungen das Ergebnis deutlich positiv.

Das EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten im Segment Kloeckner Metals Services Europe sank aufgrund der schwachen Nachfrage aus dem Automobilsektor von 20 Mio. € auf 10 Mio. €. Der Rückgang konnte durch geringere OPEX- ufwendungen teilweise kompensiert werden. Die Ergebnisbelastungen infolge von Personalstrukturmaßnahmen beliefen sich auf 8 Mio. €, sodass insgesamt ein EBITDA von 2 Mio. € erzielt wurde.

Für das Segment Kloeckner Metals Distribution Europe lag das EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten mit 1 Mio. € deutlich unter dem Vorjahreswert von 19 Mio. €. Einschließlich der Restrukturierungsaufwendungen von 61 Mio. € betrug das EBITDA – 61 Mio. € nach 50 Mio. € im Vergleichszeitraum, das jedoch durch den Veräußerungsgewinn einer Immobilie in London (36 Mio. €) begünstigt war.

Weiterhin sehr solide Vermögenslage

Die Bilanzsumme zum 30. September 2020 betrug 2.675 Mio. € und lag aufgrund des strikten Working CapitalManagements sowie eines niedrigeren Preisniveaus damit um rund 8 % unter dem Wert zum Ende des Vorjahres.

Das Eigenkapital sank von 1.182 Mio. € auf 1.022 Mio. €. Ursächlich hierfür waren das negative Konzernergebnis (– 136 Mio. €), die erfolgsneutrale Anpassung der Pensionsverpflichtungen (– 13 Mio. €) und die Translationseffekte aus unseren ausländischen Aktivitäten (– 13 Mio. €). Die Eigenkapitalquote lag gleichwohl bei weiterhin soliden 38 % (31. Dezember 2019: 41 %).

Durch das äußerst stringente Net Working Capital-Management lag die Mittelbindung mit 1,1 Mrd. € entgegen dem üblichen saisonalen Aufbau deutlich unter dem Wert zum Ende des Geschäftsjahres 2019 sowie ebenfalls deutlich unter dem Wert zum 30. September 2019 (1,4 Mrd. €). Auch die Netto-Finanzverbindlichkeiten sanken entsprechend von 445 Mio. € zum 31. Dezember 2019 auf ein außergewöhnlich niedriges Volumen von 427 Mio. € zum Ende des dritten Quartals 2020.

Der Abbau des Net Working Capitals ist auch der maßgebliche Treiber für den Mittelzufluss aus der betrieblichen Tätigkeit während der ersten neun Monate des Geschäftsjahres in Höhe von 68 Mio. €, im Vergleich zu einem Mittelabfluss von 6 Mio. € im Vorjahreszeitraum. Unter Berücksichtigung des Mittelabflusses aus der Investitionstätigkeit in Höhe von 49 Mio. € ergab sich ein Free Cashflow von 19 Mio. € (9M 2019: 9 Mio. €).

Stabile Finanzierung mit verbessertem Fälligkeitsprofil

Im Oktober 2020 wurde die Verlängerung des europäischen ABS-Programms trotz des aufgrund der COVID-19- Pandemie herausfordernden Geschäftsumfelds zu verbesserten Konditionen vorzeitig bis Oktober 2023 unterzeichnet. Vor dem Hintergrund des zukünftig geringeren Working Capital-Finanzierungsbedarfs als Resultat aus dem Transformationsprojekt „Surtsey“ konnte das bisherige Volumen von 300 Mio. € auf 220 Mio. € reduziert werden. Das Programm wird zum Bilanzstichtag mit rund 129 Mio. € ausgenutzt und ist ein zentraler Bestandteil unserer Konzernfinanzierung. Die planmäßige Prolongation dient der weiteren Verbesserung unseres Fälligkeitsprofils und unterstreicht unsere finanzielle Stärke.

Konsequente Umsetzung der digitalen Transformation

Die erheblichen negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das Kerngeschäft von Klöckner & Co konnten insbesondere durch positive Digitalisierungs- und Restrukturierungseffekte aus dem fortschreitenden Projekt „Surtsey“ deutlich abgemildert werden. Im Rahmen des Transformationsprojekts werden insgesamt 1.200 Arbeitsplätze abgebaut und 19 Standorte geschlossen. Seit Jahresbeginn wurde die Mitarbeiterzahl um über 580 Mitarbeiter (FTEs) reduziert und bis zum Ende des dritten Quartals wurden vier Standorte in den USA geschlossen.

Der Umsatzanteil über digitale Vertriebskanäle stieg mit beschleunigter Geschwindigkeit an und lag im dritten Quartal nun bereits bei 42 % (Q3 2019: 30 %). Ferner wurde die Automatisierung der Kernprozesse von Klöckner & Co durch die KI-getriebenen Applikationen Kloeckner Assistant und XOM eProcurement weiter konsequent vorangetrieben. Der Kloeckner Assistant wurde erfolgreich in allen Landesorganisationen ausgerollt und trägt damit zur Optimierung der Vertriebsprozesse im gesamten Konzern bei. Neben reinen Bestellungen können nun auch Angebotsanfragen (RFQs) verarbeitet werden, sodass die administrativen Vertriebsaktivitäten zunehmend automatisiert ablaufen. Darüber hinaus ist nun auch das neue Feature Match! in nahezu allen europäischen Landesorganisationen und den USA live. Mit dieser innovativen Funktionalität verknüpft der Kloeckner Assistant automatisiert die individuellen Produktbeschreibungen der Kunden mit dem Klöckner-Produktkatalog. Insgesamt wurde über den Kloeckner Assistant bereits ein Umsatzvolumen von über 180 Mio. € von mehr als 2.000 Kunden abgewickelt. Ebenfalls weiterentwickelt wurde die XOM eProcurement-Lösung für Kunden der offenen Industrieplattform XOM Materials. Um die Applikation für den Einkauf im Projektgeschäft zu öffnen, können Kunden jetzt über XOM eProcurement automatisiert ihre projektbezogenen Ausschreibungen einpflegen, softwaregestützt Angebote vergleichen und Bestellungen direkt platzieren. Der kumulierte Gross-Merchandise-Value von XOM Materials belief sich im laufenden Geschäftsjahr bereits auf 64 Mio. €.

Ausblick auf den weiteren Jahresverlauf

Aufgrund der steigenden COVID-19-Infektionszahlen bleibt die Unsicherheit im Hinblick auf die weitere Absatzentwicklung im Jahr 2020 bestehen. Bedingt durch die Saisonalität erwarten wir, dass der Absatz und der Umsatz im laufenden vierten Quartal unterhalb des Vorquartals liegen werden. Aufgrund unserer fortgeschrittenen Digitalisierung und der konsequenten Umsetzung unseres Transformationsprojektes „Surtsey“ mit den daraus resultierenden und bereits sichtbar werdenden Kosten-Effekten rechnen wir für das Gesamtjahr 2020 mit einem EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten von 75 bis 95 Mio. €. Darüber hinaus erwarten wir einen deutlich positiven Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit.

Quelle und Foto: Klöckner & Co SE

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