thyssenkrupp steigert Nettoergebnis um 37 Prozent

von Hans Diederichs

Thyssenkrupp hat im Geschäftsjahr 2014/2015 die wichtigsten Finanzkennzahlen erneut deutlich verbessert. Das bereinigte EBIT der fortgeführten Aktivitäten kletterte um 26 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro und lag damit am oberen Rand der unterjährig erhöhten Prognose. Grund für diesen deutlichen Ergebnissprung sind in erster Linie umfangreiche Effizienzsteigerungsmaßnahmen. Ursprünglich geplante Effekte in Höhe von 850 Millionen Euro konnten mit 1,1 Milliarden Euro deutlich übertroffen werden.

Das Nettoergebnis verbesserte sich um 37 Prozent auf 268 Millionen Euro (Vorjahr: 195 Millionen Euro). Das wichtigste Ziel für das abgelaufene Geschäftsjahr war die Erreichung eines positiven Mittelzuflusses vor Desinvestitionen. Zum ersten Mal seit dem Geschäftsjahr 2005/2006 hat thyssenkrupp dieses Ziel mit einem Free Cashflow vor Desinvestitionen in Höhe von 65 Millionen Euro ereicht (Vorjahr –357 Millionen Euro). „Das markiert für uns einen weiteren Meilenstein im Rahmen unseres Veränderungsprozesses“, sagte Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender von thyssenkrupp im Rahmen der Bilanz-Pressekonferenz.

An der Börse goutierten die Anleger die Geschäftszahlen: Die Aktie legte im Tagesverlauf um bis zu drei Prozent zu. Beflügelnd wirkte nach Ansicht einiger Börsianer auch die Spekulation, thyssenkrupp könne sich infolge der schwachen Weltmarktentwicklung von Teilen der Stahlsparte trennen. Besonders das Stahlwerk in Brasilien hatte 2014/15 schwach abgeschnitten und vehrarrte in den roten Zahlen. Offiziell will der Konzern es aus eigener Kraft wieder in die Gewinnzone führen.

Dem schwedischen Finanzinvestor Cevian, der mit 15 Prozent an thyssenkrupp beteiligt ist, wird von Marktbeobachtern seit Längerem unterstellt, er schiele auf eine Aufspaltung des Konzerns. Vorstandschef Hiesinger hatte ein solches Vorgehen bisher stets ausgeschlossen.

Auftragseingang auf Vorjahresniveau, Umsatz stabil

In einem weiterhin anspruchsvollen gesamtwirtschaftlichen Umfeld belief sich der Auftragseingang auf 41,3 Milliarden Euro und lag damit auf Vorjahresniveau. Auf vergleichbarer Basis, das heißt währungs- und portfoliobereinigt, war der Auftragseingang um 5 Prozent rückläufig. Ursache für diesen Rückgang waren niedrigere Werkstoff- und Stahlpreise sowie ein Großauftrag im Marineschiffbau im 1. Quartal des Vorjahres. Hinzu kommt angesichts der volatilen und rückläufigen Öl- und Rohstoffpreise eine zurückhaltende Auftragsvergabe im Anlagenbau. Die Komponentengeschäfte und die Aufzugssparte zeigten gegenüber dem Vorjahr steigende Auftragseingänge. Dabei verzeichnete die Aufzugssparte erneut einen Spitzenwert.

Der Umsatz lag mit 42,8 Milliarden Euro in nahezu allen Business Areas auf oder über dem Niveau des Vorjahres (Vorjahr: 41,2 Milliarden Euro). Ausnahmen waren lediglich die Stahlgeschäfte. Der Konzern profitierte neben soliden Marktpositionen von der globalen Aufstellung der Industriegütergeschäfte mit entsprechend positiven Wechselkurseffekten. Auf vergleichbarer Basis blieb der Umsatz leicht unter Vorjahresniveau. Wesentliche Ursache waren niedrigere Werkstoffpreise bei Materials Services und niedrigere Rohstoffpreise bei den Stahlgeschäften. Deutlich stabilisierend wirkte das organische Wachstum im Komponenten- und Aufzugsgeschäft. Dabei verzeichnete die Aufzugssparte auch hier einen neuen Spitzenwert.

Die Netto-Finanzschulden des Konzerns beliefen sich zum 30. September 2015 auf 3,4 Milliarden Euro (Vorjahr 3,7 Milliarden Euro). Das Eigenkapital konnte von 3,2 Milliarden Euro auf 3,3 Mlliarden Euro leicht gestärkt werden.

Weitere Ergebnisverbesserung angestrebt

CEO Hiesinger betonte, dass der Konzern weiter an der Verbesserung von Ergebnis und Free Cashflow arbeiten müsse. „Gerade vor dem Hintergrund des tendenziell immer unsicherer werdenden Umfeldes müssen wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir selbst in der Hand haben“, so Hiesinger weiter. Er kündigte weitere Effizienzsteigerungen in Höhe von 850 Millionen Euro für das laufende Geschäftsjahr an. Vorstand und Aufsichtsrat wollen der Hauptversammlung eine Dividende in Höhe von 0,15 Euro je Aktie vorschlagen (Vorjahr 0,11 Euro). 

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Vorstand weitere Fortschritte bei der strategischen Weiterentwicklung. Sorge bereiten wachsende Unsicherheiten bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der hohe Importdruck auf den Werkstoffmärkten vor allem aus Asien. Insgesamt hält thyssenkrupp daher einen vorsichtigen Blick auf 2015/2016 für geboten. Der Vorstand rechnet dennoch mit einem deutlichen Anstieg bei Jahresüberschuss und Wertbeitrag, einem Free Cashflow vor M&A auf Vorjahresniveau sowie einem Bereinigten EBIT voraussichtlich zwischen 1,6 und 1,9 Milliarden Euro.

Quelle: thyssenkrupp, marketSTEEL; Bild: Die Vorstandsmitglieder (v.l.n.r.) Dr.-Ing. Heinrich Hiesinger (Vorsitzender), Oliver Burkhard, Dr. Donatus Kaufmann und Guido Kerkhoff (Foto: (c) thyssenkrupp AG)

Zurück