Thyssenkrupp präsentiert solide Zahlen

von Hubert Hunscheidt

Thyssenkrupp hat in einem weiterhin schwierigen Marktumfeld solide Zahlen vorgelegt und zentrale Transformationsschritte eingeleitet. Der Auftragseingang stieg auf 37,7 Mrd. Euro (+15 % gegenüber Vorjahr), getragen von Großaufträgen im Marinesektor. Der Umsatz sank jedoch um 6 % auf 32,8 Mrd. Euro – vor allem wegen schwacher Nachfrage und niedrigerer Preise in den Bereichen Materials Services und Steel Europe.

Operativ konnte der Konzern dennoch zulegen: Das bereinigte EBIT erhöhte sich auf 640 Mio. Euro (Vorjahr: 567 Mio. Euro), gestützt durch Effizienzmaßnahmen des Programms APEX sowie Einmaleffekte in mehreren Segmenten. Der Free Cashflow vor M&A erreichte 363 Mio. Euro und blieb damit das dritte Jahr in Folge positiv. Für die Hauptversammlung ist eine Dividende von 0,15 Euro je Aktie vorgesehen.

Sorgenfalten beim Ausblick – vor allem im Stahl

Für das laufende Geschäftsjahr 2025/2026 rechnet Thyssenkrupp jedoch mit deutlich schwächeren Kennzahlen:

  • Bereinigtes EBIT zwischen 500 und 900 Mio. Euro,
  • Free Cashflow vor M&A zwischen –600 und –300 Mio. Euro,
  • Jahresüberschuss zwischen –800 und –400 Mio. Euro.

Vor allem die Restrukturierungen im Stahl- und Automobilbereich sowie ein anhaltend schwieriges Marktumfeld dämpfen die Prognose. Steel Europe bleibt ein kritischer Faktor: Der Bereich kämpft mit Überkapazitäten, hohem Investitionsbedarf und der Herausforderung, die grüne Transformation finanziell zu stemmen.

Strategische Option: Verkauf des Stahlgeschäfts an Jindal rückt näher

Im September 2025 erhielt Thyssenkrupp ein indikatives Angebot von Jindal Steel International für die Übernahme von Steel Europe. Parallel dazu platzte das geplante 50/50-Joint-Venture mit der EP Group – die EPG gab ihren 20-Prozent-Anteil zurück. Damit ist der Weg für einen vollständigen Eigentümerwechsel frei.

Analysten sehen die Wahrscheinlichkeit eines Verkaufs an Jindal mittlerweile als hoch an. Für Thyssenkrupp wäre dies ein tiefgreifender, aber strategisch konsequenter Schritt:

  • Entlastung des Konzerns von einem margenschwachen, kapitalintensiven Segment,
  • Klarheit über die Zukunft der Stahlstandorte,
  • Konzentration auf das Modell einer Finanzholding unter ACES 2030.

Quelle: Thyssenkrupp AG / Foto: marketSTEEL