Tag der Industrie 2025

von Hubert Hunscheidt

Zum TDI25 hob BDI-Präsident Peter Leibinger positive erste Signale für eine neue Wirtschaftspolitik hervor, betonte aber, dass die Regierung weitere Reformen angehen sollte für eine langfristige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Eine starke Wirtschaft ist ein entscheidender Pfeiler einer wirksamen Gesamtverteidigung. Die Industrie will gemeinsam mit Staat und Gesellschaft Verantwortung für die Sicherheit des Standorts übernehmen.

Der BDI sieht weiterhin große Herausforderungen für den Standort, erkennt aber zugleich erste positive Signale der Bundesregierung für eine Wirtschaftswende. Zum Tag der Industrie (TDI) 2025 unter dem Motto „Neue Zeiten, neue Antworten" forderte BDI-Präsident Peter Leibinger die Regierung auf, den eingeschlagenen Reformkurs entschlossen fortzusetzen. Eine starke Wirtschaft sei auch eine entscheidende Voraussetzung für die Stärkung von Souveränität und Gesamtverteidigung. Die deutsche Industrie sieht Verteidigungsfähigkeit als eine vordringliche, gemeinsame Aufgabe von Staat und Wirtschaft und will Verantwortung für die Sicherheit des Standorts übernehmen.

Konjunkturausblick: Kurs stimmt, Umsetzung entscheidend

Für 2025 prognostiziert der BDI einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent. Belastend wirken insbesondere die angekündigten US-Zölle, die, sollten sie in Kraft treten, die deutsche Wirtschaft etwa 0,3 Prozentpunkte Wachstum kosten dürften. Die Industrieproduktion liegt weiterhin um deutliche 9 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019, die Kapazitätsauslastung beträgt nur 77 Prozent.

„Wir haben noch einen Weg vor uns aus der Rezession“, sagt BDI-Präsident Peter Leibinger. „Dennoch besteht eine echte Chance für einen Aufschwung im nächsten Jahr, wenn die Bundesregierung den eingeschlagenen Weg entschlossen weiterverfolgt. Wichtige Signale hat die Regierung bereits mit den ersten Initiativen, etwa dem ‘Investitionsbooster’ sowie Entlastung bei Steuern und Energiekosten gesetzt.“ Es seien aber weitere Maßnahmen und vor allem strukturelle Reformen notwendig, um langfristig Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Energiekosten müssten dauerhaft auf ein wettbewerbsfähiges Niveau sinken – Einsparpotentiale bei der Energiewende gebe es, so Leibinger. Ein entschiedener Rückbau der Bürokratie mit konkreten Abbauzielen sei nötig – auf EU-Ebene ebenso wie über alle föderalen Ebenen hinweg.

Gesamtverteidigung als Gemeinschaftsaufgabe: Industrie will Verantwortung übernehmen

Der BDI betont, dass ein starker Standort eine notwendige Grundlage für Deutschlands Sicherheit in Zeiten geopolitischer Verwerfungen sei. In einem heute veröffentlichten Grundsatzpapier zur Sicherheitspolitik mit dem Titel „Gesamtverteidigung stärken" zeigt der BDI die notwendigen Schritte auf. Nur eine starke Wirtschaft kann ihren Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Resilienz leisten – und Sicherheit sei heute eine Aufgabe für alle, Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.

Unternehmen spüren täglich die Bedrohungslage durch hybride Angriffe, Cyberattacken und gestörte Lieferketten. Innere und äußere Sicherheit sind heute an vielen Stellen verschränkt. „Unternehmerinnen und Unternehmer wollen Verantwortung für die Sicherheit unseres Landes übernehmen. Resilienz und Verteidigungsfähigkeit sind ein ureigenes Wirtschaftsinteresse – denn Wirtschaft braucht Sicherheit und Freiheit,“ erklärt Leibinger.

Die Fähigkeit zur Gesamtverteidigung kann nur in enger Partnerschaft von Staat und Wirtschaft entstehen. Der BDI begrüßt die Initiative für einen Nationalen Sicherheitsrat; allerdings sollte dort auch die Perspektive der Wirtschaft Gehör finden und ein strukturierter Informationsaustausch zwischen Sicherheitsbehörden und Wirtschaft etabliert werden.

Die deutsche Industrie trägt zur Verteidigungsfähigkeit nicht nur mit ihrem breiten Spektrum an Knowhow, Innovationskraft und Produktionsfähigkeiten bei. Auch für die gesamtgesellschaftliche Resilienz sind industrielle Fähigkeiten unverzichtbar: für die Sicherung von Grundversorgung und Logistik, den Schutz von Infrastrukturen und Produktionskapazitäten und die Bereitstellung ziviler und militärischer sicherheitsrelevanter Güter.

Die Regierung steht in der Verantwortung, die nun möglichen Investitionen in Verteidigungsfähigkeit klug und effizient einzusetzen, damit sie in die Breite wirken und Innovationen über den militärischen Bereich hinaus antreiben. “Dafür braucht es mehr als Geld: Wir brauchen neue Ansätze, innovationsfreundliche Rahmenbedingungen, Geschwindigkeit und Agilität beim Transfer zwischen Forschung, zivilem Sektor und Verteidigungsindustrie sowie strukturelle Reformen, etwa im Beschaffungswesen”, sagt Leibinger.

„Gesamtverteidigung ist eine gemeinschaftliche Aufgabe,“ betont Leibinger. „Die deutsche Industrie steht bereit, ihren Beitrag zu leisten – als Partner des Staates, als Innovationstreiber und als Garant der Resilienz. Gemeinsam können wir die Weichen für eine widerstandsfähige und verteidigungsfähige Gesellschaft stellen.“

Tag der Industrie 2025

Der diesjährige Tag der Industrie findet als zweitägige Hybridveranstaltung statt. Vor Ort auf dem EUREF Campus Berlin tauschen sich mehr als 1.000 Entscheider aus Wirtschaft, Politik, und Wissenschaft über die Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten für den Standort Deutschland aus. Unter anderem sprechen Bundeskanzler Friedrich Merz, Vizekanzler und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil, Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, Karsten Wildberger, Minister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung und Dorothee Bär, Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Sie diskutieren u.a. mit Bill Gates, EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič, Ulrike Malmendier, Mitglied des Sachverständigenrates, Lukas Savickas, Wirtschafts- und Innovationsminister Litauen, und zahlreichen Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft.

Der TDI 2025 findet in Kooperation mit Deloitte und weiteren Partnern statt.

Quelle und Foto: BDI e.V.

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