Stahlpreise steigen, Nachfrage sinkt in Mitteleuropa

von Angelika Albrecht

Vor dem Hintergrund einer schwachen Endverbrauchernachfrage und einer gedämpften Einkaufsaktivität der Händler steigen die Stahlpreise für Flachprodukte in Mitteleuropa weiter an. Dies lässt viele auf dem lokalen Stahlmarkt nervös und etwas ratlos über die Gründe hinter dem Anstieg der Verkaufswerte zurück.

Sowohl die polnischen als auch die tschechischen PMIs für das verarbeitende Gewerbe fielen im vergangenen Jahr unter die ihrer europäischen Pendants. Trotz eines Aufwärtstrends Anfang 2023 befinden sie sich mit weniger als 50 immer noch im Kontraktionsbereich. Der tschechische Wert blieb im Februar mit 44,31 deutlich unter diesem Niveau.

Die Auswirkungen der hohen Inflation und steigender Inputkosten belasten viele Unternehmen, insbesondere in der Tschechischen Republik. Eine Reihe von Unternehmen sind in Konkurs gegangen, und weitere werden wahrscheinlich folgen. Überhöhte Energie- und Treibstoffpreise sowie der Krieg in der Ukraine wirken sich weiterhin negativ auf die wirtschaftliche Lage in Mitteleuropa aus. Eine starke Krone trägt zum negativen Druck auf dem tschechischen Markt bei.

Reduzierte Stahlimportmengen haben in den letzten Monaten zur Versorgungsknappheit beigetragen. Dies war laut MEPS trotz schwacher Marktbedingungen der Hauptgrund für den aktuellen Anstieg der Stahlpreise. Auch die steigende Nachfrage aus den wirtschaftlich besseren Nachbarländern wirkt sich auf den Wert der Stahlprodukte auf den polnischen und tschechischen Märkten aus.

Da die Inlandspreise jedoch steigen, werden neue Überseeangebote für inländische Käufer immer attraktiver. MEPS berichtet, dass zudem der ungarische Stahlhersteller Dunaferr  offensichtlich die Produktion wieder aufgenommen habe, unterstützt von der lokalen Regierung für die nächsten sechs Monate. Dennoch halten viele Einkäufer eine Bestellung bei diesem Werk für riskant, da das Werk weiterhin finanzielle Schwierigkeiten hat.

MEPS erwartet, dass das Aktivitätsniveau auf dem mitteleuropäischen Stahlmarkt insgesamt niedrig bleibt. Darüber hinaus dürften die bevorstehenden Osterferien die Verkaufschancen im April einschränken. Aktienkäufe werden eingeschränkt, da viele Käufer zunehmend zögern, überschüssige Lagerbestände zu halten, falls die Preise fallen.

Befürchtungen über einen Preisverfall gibt es nicht nur auf dem mitteleuropäischen Markt. Sie werden von Stahlkäufern in der gesamten EU geteilt. Dennoch dürfte das knappe Angebot die Preise zumindest kurzfristig hoch halten.


Quelle: MEPS International Ltd. / Stainless Steel Review / Vorschaubild: marketsteel

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