STAHL 2015: EIB-Chef beklagt Investitionslücke

von Hans Diederichs

Der frühere Staatsminister im Auswärtigen Amt und amtierende Chef der Europäischen Investitionsbank, Werner Hoyer, sprach am Donnerstag auf der Jahrestagung STAHL 2015 in Düsseldorf. Er erinnerte daran, dass der weltwirtschaftliche Aufschwung nicht alleine von China abhänge. Auch Europa müsse in die Gänge kommen.

Sorgen machten Hoyer neben den Kosten der Flüchtlingskrise vor allem die schwachen Investitionen in Europa. Seit 2015 seien öfffentliche und private Investitionen in Europa um 15 Prozent eingebrochen, es fehlten rund 500 Milliarden Euro im Jahr. Alleine 315 Milliarden Euro an Investitionen sollen in den kommenden drei Jahren aus dem Investitionsfonds EFSI im Rahmen des so genannten Juncker-Plans zur Verfügung gestellt werden.

Das Problem sei aber nicht die mangelnde Liqudität, sondern eine wenig ausgeprägte Risikobereitschaft und eine falsche Vorstellung der Politik mit Blick auf die Industrie. Es sei absurd, so Hoyer, bei der Entwicklung der Dienstleistungsgesellschaft auf die aktive Rolle der Industrie verzichten zu wollen. Klima- und Umweltpolitik seien auf diese Rolle abzustimmen. Seinen Kollegen aus der Politik empfahl er, sich öfter mit der realen Wirtschaft auseinanderzusetzen. Die Stahlindustrie werde auch künftig eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche Entwicklung spielen. Am Abend erläuterte Hoyer seine Gedanken nochmals ausführlich bei einer Tagung im Finanzministerium.

Hans Jürgen Kerkhoff: "Stahl-DNA ist intakt"

Ermutigende Worte fand Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, bei seiner Eröffnungsrede. Trotz der von ihm im Vorfeld zitierten "dunklen Wolken" sei die Stahl-DNA in Deutschland intakt. Chancen und Risiken sahen die übrigen Referenten vor allem im Thema "Industrie 4.0". Während Saarstahl- und Dillinger-Hütte-Chef Karlheinz Blessing wegen der langen Wertschöpfungskette in der Stahlindustrie erhebliche Möglichkeiten für die Digitalisierung sieht, betonte Harald Peters vom VDEh-Betriebsforschungsinstitut, dass die digitalisierten Prozesse den Menschen nur ergänzen, aber nicht ersetzen sollen. Noch aber seien viele datenschutzrechtliche Apsekte nicht gelöst.

Quelle: WV Stahl, marketSTEEL; Vorschau-Bild: Hans Jürgen Kerkhoff beim Eröffnungsvortrag (Foto: marketSTEEL); Beitragsbild: EIB-Chef Werner Hoyer (Foto: EIB)

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