Spitzenvertreter der Stahlrecyclingbranche bei Firma Wachtmann in Herford
von Angelika Albrecht
Das Recycling von Stahlschrott ist nach Einschätzung des heimischen FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler (Bünde) ein wichtiger Beitrag für die Rohstoffversorgung in Deutschland. Weiter explodierende Strom- und Gaspreise in Europa stellten die gesamte Stahlrecyclingbranche indes vor große Herausforderungen. Die ehrgeizigen Ziele in Bezug auf Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft gerieten zunehmend in Gefahr, sagte Schäffler nach einem Gespräch mit Spitzenvertretern der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV e. V., Düsseldorf) in Herford. Eingeladen zu dem Termin hatten die Geschäftsführer der Wachtmann Rohstoffhandel GmbH, Andreas Wachtmann und Michael Diekmann.
Wenn die vor- und nachgelagerten Lieferanten bzw. Abnehmer ihre Prozesse aufgrund von Mangel an Erdgas und horrenden Strompreisen drosseln, habe dies massive Auswirkungen auf die Stahlrecyclingbranche, warnte BDSV Hauptgeschäftsführer Thomas Junker. Geschäftsführer Diekmann bestätigte, dass derzeit am Standort Herford weniger Schrott angeliefert werde. Auch bei der Altauto-Entsorgung gebe es aktuell spürbar Rückgänge. Sollte die Politik nicht schnell handeln, könnte dies den nachhaltigen Verlust von Arbeitsplätzen bedeuten.
Schäffler zeigte Verständnis für die Sorgen der Branchenvertreter und versprach, deren Forderungen im Bundestag zu unterstützen. Für ihn sei klar, dass der Bund für bezahlbare Energiepreise in Deutschland sorgen müsse, so der der FDP-Politiker. Dies könne nur durch eine „All-in-Strategie auf der Angebotsseite“ erreicht werden. Schäffler: „Die Kernkraftwerke müssen am Netz bleiben, damit vor Ort der Strom bezahlbar bleibt“.
Nach Darstellung von Hauptgeschäftsführer Junker und BDSV Rechtsreferent Guido Lipinski erschweren der angeordnete Vorrang für Energietransporte auf der Schiene sowie das Niedrigwasser in den Flüssen die ohnehin angespannte Logistiksituation. Das Herforder Unternehmen Wachtmann verfügt über einen umfangreichen Fuhrpark mit Mulden-, Container- und Kranfahrzeugen, um die Metallwerke und Gießereien in Deutschland und „teilweise auch in Europa“ zu versorgen. Wenn es um Schiffsfracht gehe, werde der Hafen in Minden angesteuert, hieß es.
Der Entsorgungsfachbetrieb in der Bünder Straße wurde 1922 durch Friedrich Wachtmann gegründet und wird heute in der vierten Generation weitergeführt. „Eigentlich hätten wir in diesem Jahr unser 100-jähriges Bestehen feiern sollen“, sagte Andreas Wachtmann nicht ohne Wehmut. Wegen der coronabedingten Einschränkungen sei die Jubiläumsfeier jedoch ausgefallen. In den Bereichen Warenannahme, Aufbereitung, Transport und Verwaltung werden 45 Mitarbeitende beschäftigt.
Im Anschluss an das zweistündige Fachgespräch erläuterten Wachtmann und Diekmann bei einem Rundgang über das rund 45.000 Quadratmeter große Firmengelände die verschiedenen Aufbereitungsprozesse, auf die sich der Familienbetrieb spezialisiert hat. Mit Sorge beobachtet die Geschäftsführung die geplanten Bauarbeiten an der B 239 in unmittelbarer Nachbarschaft. „Wir fürchten, dass Sperrungen im Zuge der künftigen Baumaßnahmen auch den ungehinderten Zugang zu unserem Betriebsgelände betreffen könnten“, sagte Wachtmann. Das könne ein Abwandern von „Laufkundschaft“ zur Folge haben.
Auch hierfür hatte Frank Schäffler ein offenes Ohr. Wie der übrige Mittelstand in der Region brauche auch Wachtmann als alteingesessenes Unternehmen die richtigen Rahmenbedingungen, so der OWL-Bezirksvorsitzende der Freien Demokraten. „Und das beginnt bereits vor Ort, wenn der Ausbau der Bundesstraße ansteht - mit praktischen Zufahrtswegen während der Ausbauphase“.
Quelle und Vorschaubild: Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e.V. (BDSV)
Bildbeschreibung: (v.l.n.r.): BDSV Hauptgeschäftsführer Thomas Junker, MdB Frank Schäffler, die Geschäftsführer Michael Diekmann und Andreas Wachtmann sowie BDSV Rechtsreferent Guido Lipinski.