Sorge vor Nachfrageeinbruch bei Stahl durch neue US-Zölle

von Hubert Hunscheidt

Die jüngsten Importzölle der Vereinigten Staaten belasten den europäischen Automobilsektor zunehmend. Vor allem die Zulieferer sehen sich mit einem potenziellen Rückgang der Stahlnachfrage konfrontiert, nachdem Washington am 26. März einen 25-prozentigen Einfuhrzoll auf Stahlprodukte verhängt hat.

Zwar sorgte eine temporäre Entlastung durch die Absenkung eines umfassenden 20-Prozent-Zolls auf EU-Waren auf pauschal 10 Prozent für eine kurzfristige Atempause – verkündet am 9. April –, doch die hohen Zölle auf Stahl- und Automobilprodukte bleiben weiterhin bestehen. Dieser Schritt der US-Regierung unter Präsident Donald Trump veranlasste die Europäische Kommission dazu, geplante Gegenmaßnahmen vorerst auszusetzen.

Die Lage verschärft sich zusätzlich durch die verhaltene Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der EU-Automobilbranche. So zogen sich viele Verhandlungen über jährliche Stahlabnahmeverträge deutlich länger hin als üblich, da Kunden Preisnachlässe von bis zu 100 Euro pro Tonne forderten. Normalerweise bis zum vierten Quartal abgeschlossen, dauerten viele Gespräche diesmal bis weit ins erste Quartal 2025.

Rund 17 Prozent des in der EU produzierten Stahls wird vom Automobilsektor verbraucht. Ein erneuter Rückgang der Nachfrage könnte laut Branchenvertretern den Preisdruck weiter verschärfen. Zwar blieb laut Angaben von Mitgliedern des Europäischen Parlaments die Pkw-Nachfrage in Deutschland im ersten Quartal 2025 stabil, doch die Perspektiven bleiben unsicher. Der europäische Stahlverband Eurofer rechnet für dieses Jahr mit einem leichten Produktionsanstieg um 2,1 Prozent – nach einem Rückgang um 6,2 Prozent im Vorjahr.

Besonders die Exportaussichten in die USA geben Anlass zur Sorge. Laut Berechnungen von Oxford Economics könnten die deutschen Automobilhersteller durch die US-Zölle Exporteinbußen von 7,1 Prozent erleiden, die italienischen Hersteller von 6,6 Prozent. Für Spanien und Frankreich, deren Engagement auf dem US-Markt geringer ausfällt, wird mit einem Rückgang von 2,4 beziehungsweise 2,3 Prozent gerechnet.

Vor dem Hintergrund globaler Überkapazitäten, des Strukturwandels hin zur Elektromobilität und wachsender Konkurrenz aus China steht die europäische Autoindustrie damit vor einer weiteren großen Herausforderung.

Quelle: MEPS International Ltd. / Foto: Fotolia

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