Sinkende USA-Exporte im April spiegeln aktuelle Probleme wider
von Angelika Albrecht

"Gute transatlantische Beziehungen waren und bleiben für beide Seiten unverzichtbar", kommentiert DIHK-Präsident Peter Adrian den Besuch des Kanzlers in Washington. Hierbei sei der persönliche Austausch von großer Bedeutung. "Dieser muss nun – auch seitens der EU – weitergeführt werden, um eine tragfähige Deeskalation für die deutsche Wirtschaft zu erzielen."
Derzeit seien die handelspolitischen Gräben tief, bedauert Adrian. Die deutsche Wirtschaft brauche dringend klare Perspektiven im transatlantischen Verhältnis. "Doch statt Berechenbarkeit erleben wir einen Zickzack-Kurs, der Investitionen hemmt und Unsicherheit schürt."
Nun müssen Taten folgen
"Es bleibt zu hoffen, dass auf die Ankündigung enger Zusammenarbeit in der Handelspolitik nun auch Taten folgen und der Austausch dazu beitragen kann, die USA im Handelskonflikt mit der EU zum Einlenken zu bewegen", sagt der DIHK-Präsident. Belastbare Zusagen aus Washington müssten folgen: gegen neue Zölle, gegen einseitige Benachteiligungen europäischer Anbieter – und für faire, offene Märkte. "Sonst droht dem transatlantischen Wirtschaftsraum ein schleichender Vertrauensverlust mit weitreichenden Folgen für Unternehmen und Verbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks."
Adrian: "Umso wichtiger bleibt es, dass die EU neben der Vorbereitung möglicher Gegenmaßnahmen weiter auf Verhandlungen setzt, und die Auslösung einer Zollspirale vermeidet: Dialog statt Eskalation muss weiterhin die Devise heißen."
Exporte auch im April rückläufig
Wie wichtig verlässliche Rahmenbedingungen in Washington für die exportorientierte deutsche Wirtschaft sind, zeigen auch die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Nach vorläufigen Ergebnissen nahmen die deutschen Exporte im vergangenen April gegenüber März um 1,7 Prozent ab und im Vergleich zu April 2024 sogar um 2,1 Prozent.
"Die dramatisch gesunkenen Exporte in die USA schlagen deutlich ins Kontor, sagt dazu DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Der sich noch im Herbst ankündigende leichte Aufschwung habe sich in Luft aufgelöst. "Statt Aufbruch herrscht Ernüchterung." Deutsche Unternehmen im Ausland sähen sich in nahezu allen Weltregionen verschlechterten Rahmenbedingungen und wachsender Unsicherheit gegenüber, berichtet Treier. "Das zeigt der aktuelle AHK World Business Outlook (WBO) für Frühjahr 2025."
Offene Märkte für deutsche Wirtschaft essenziell
"Der Welthandel schwächelt – das globale Wachstum stand schon vor dem sogenannten Liberation Day Anfang April unter Druck", erläutert er. Der Zick-Zack Kurs der US-Regierung sorge seitdem weltweit für Verunsicherung. "Wenn die USA als starker Partner zunehmend ausfallen, müssen wir die ausgestreckten Hände neuer Handelspartner ergreifen."
Für die international stark vernetzte deutsche Wirtschaft seien offene Märkte essenziell, gibt der DIHK-Außenwirtschaftschef zu bedenken. "Mehr, und nicht weniger internationale Zusammenarbeit sollte das Gebot der Stunde sein. Dabei muss die EU als verlässlicher, starker und souveräner Handelspartner auftreten."
Quelle: Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) / Vorschaubild: Fotolia