Schweizer Stahlgießerei modernisiert Hängebahn-Strahlanlage

von Dagmar Dieterle

Mit etwa 100 Mitarbeitern gehört Stadler Stahlguss zum Schweizer Konzern Stadler Rail, einem der führenden Anbieter von Schienenfahrzeugen in Europa. Die Gießerei mit Sitz in Biel erwirtschaftet einen Jahresumsatz zwischen 24 und 28 Mio. Schweizer Franken. "60 bis 65 % davon entfallen auf Aufträge für die Stadler-Gruppe", sagt Michael Schmitz, CEO von Stadler Stahlguss.
 
Weitere Kunden kommen aus dem Maschinen- und Anlagenbau für die Kunststoff- und die Lebensmittelindustrie, aus dem Kraftfahrzeugbau, dem Energiemaschinenbau oder der Petrochemie. Die Rahmenbedingungen im Hochlohnland Schweiz sind nicht einfach. So gibt es gerade noch zwei Stahlgießereien. „Von der Bauteilgröße und der Tonnage her haben wir ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Schmitz.
 
Am internationalen Markt besteht Stadler Stahlguss nach seinen Worten mit einer hohen Liefertermin-Performance, sehr anspruchsvollen Gussteilen und hoher Qualität. Alle Bauteile durchlaufen die Strahlanlage. Sie weisen Stückgewichte von 3 kg bis 10 t auf.
 
Die vorhandene Strahlanlage eines italienischen Herstellers hat Stadler Stahlguss jüngst von AGTOS, dem Strahlanlagenhersteller aus Emsdetten, Deutschland, umbauen lassen. „Die Oberflächen der Gussteile waren nicht zu 100 % sauber zu bekommen, die Zunderschichten waren zu fest. Dadurch sind hohe Kosten für das manuelle Nachschleifen entstanden“, erläutert Schmitz den Hauptgrund für den Umbau. Hinzu kamen lange Strahlzeiten: „30 min waren Standard, bis zu 60 min bei exotischen Teilen“, sagt der CEO. Heute sind es im Normalfall 12 min und die Außenflächen sind metallisch blank.
 
Vor dem Umbau prüfte AGTOS die Strahlanlage und besprach das Vorhaben mit Stadler Stahlguss. „Ein erster Versuch mit einem Wettbewerber von AGTOS hat überhaupt nicht funktioniert“, berichtet Schmitz. Die Turbinen des Emsdettener Herstellers hingegen liefern nach seinen Worten beste Ergebnisse: Beim Abwurfwinkel trifft das Strahlmittel genauer auf die Werkstückoberfläche. Zudem sind sie nun besser positioniert. Für den Umbau lieferte AGTOS nicht nur neue Hochleistungsturbinen inkl. Adapterrahmen. Zudem wurden auch Strahlmittelzuführung und Motoren erneuert. Insgesamt hat der Umbau nur drei Tage gedauert - quasi plug and play, wobei Stadler die alten Turbinen schon vorher demontiert hatte.
 
Neue Turbinen erhöhen Durchsatz der Strahlanlage
 
Bei den vier neu eingebauten Turbinen handelt es sich um den Typ TA 4.6. Das Schleuderrad hat einen Durchmesser von 420 mm, wie Mario Hintzen, technischer Leiter Service bei AGTOS, erläutert. „Die Motorleistung ist mit 18,5 kW identisch geblieben. Dadurch mussten wir an der Elektrik nicht viel ändern, außer die stromführenden Schutzschalter auszutauschen“, sagt er. Dennoch ließ sich mit den neuen Turbinen der Durchsatz um ca. 30 bis 35 % erhöhen. Eine neue Leithülse mit kleinerem, aber breiterem Fenster und die Zusammenführung der vier Turbinen erzeugen beim Strahlen einen Hotspot mit wesentlich höherer Intensität. Durch die größeren Schleuderräder erhöht sich zudem die Abwurfgeschwindigkeit. „Die Konzentration des Strahls war der Effekt, der die Strahlzeit wesentlich gesenkt hat“, sagt Hintzen. „Die Strahlanlage war in ihrer Grundsubstanz noch sehr gut erhalten, sodass dieser Umbau gerechtfertigt war“, erläutert er weiter. Das lag einerseits daran, dass große Strahlkammern generell nicht so starkem Verschleiß unterliegen wie kleine und andererseits am guten Wartungszustand der Anlage. „Wir haben uns für AGTOS entschieden, weil das Gesamtpaket stimmte und das Vorhaben in kurzer Zeit realisiert werden konnte, denn von der Bestellung bis zum Montagetermin vergingen nur gut sechs Wochen. Das war mit dem ursprünglichen Hersteller nicht zu machen“, sagt Schmitz. Außerdem sei es leichter, wenn die Kommunikation bei solch einem Projekt in der eigenen Sprache ablaufe.
 
Stadler Stahlguss hatte sich gegen eine neue Anlage entschieden, weil für einen Neuaufbau in den Hallen kein Platz war. Eine Betriebsunterbrechung – außer zu geplanten Zeiten – war nicht möglich. „Jetzt haben wir mit 30 % des Aufwands einer Neuinvestition eine für unsere Zwecke optimale Anlage und dies ohne einen nennenswerten Produktionsstillstand.“
 
Über AGTOS
 
AGTOS wurde im Jahr 2001 in Emsdetten gegründet. Mittlerweile arbeiten an den zwei Standorten über 160 Mitarbeiter. In Emsdetten, dem Hauptsitz des Unternehmens, erfolgt die Konzepterstellung sowie die Konstruktion der Schleuderrad-Strahlanlagen. Die Fertigung befindet sich im polnischen Ort Konin, in der Nähe von Poznan.
 
Die konstante Ausrichtung auf die Erfordernisse der Kunden hat bewirkt, dass das Unternehmen auch überregional als Spezialist für die Konstruktion und Fertigung von Schleuderrad-Strahlanlagen zum Aufrauen, Reinigen, Entrosten, Entzundern und Verfestigen gilt. Daher arbeiten Kunden auf allen fünf Kontinenten mit Strahlmaschinen von AGTOS. Neben neuen Schleuderrad-Strahlmaschinen bietet AGTOS gebrauchte Strahlanlagen an. Dies ist vorteilhaft für Unternehmen, die eine Strahlanlage sehr kurzfristig benötigen, oder diese nur temporär einsetzen.
 
Das in den Schleuderrad-Strahlanlagen verwendete Strahlmittel wirkt nicht nur auf den Werkstück-Oberflächen. Auch in den Strahlanlagen ist die abrasive Wirkung spürbar. Daher spielt der Service, also die Bevorratung und Lieferung sowie der Einbau von Ersatz- und Verschleißteilen eine große Rolle. Hinzu kommen Wartungs-, Reparatur- und Modernisierungsarbeiten auch an Maschinen anderer Hersteller. Diese werden stets von erfahrenem Fachpersonal ausgeführt.
 
Bildtext (Vorschaufoto): Blick auf die von AGTOS modernisierte Hängebahn-Strahlanlage.
Bildtext (Beitragsfoto 1): Der Werkstücke werden nach der Modernisierung in weniger als der Hälfte der Zeit sauber gestrahlt.
Bildtext (Beitragsfoto 2): Drei neue AGTOS Hochleistungsturbinen an der modernisierten Hängebahn-Strahlanlage.
 
 
 
 

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