Schwarzer Montag am Ölmarkt

von Hubert Hunscheidt

Die Ölpreise stürzen zu Wochenbeginn um fast 30% ab und verzeichnen damit den größten Tagesverlust seit dem Golfkrieg 1991. Brent fällt im Tief auf 31 USD je Barrel, WTI auf gut 27 USD. Auslöser war die Ankündigung Saudi-Arabiens, die Ölproduktion ab April auf mehr als 10 Mio. Barrel pro Tag zu erhöhen und die offiziellen Verkaufspreise insbesondere für asiatische Kunden im April massiv zu senken. Im kommenden Monat wird Arab Light mit einem Abschlag von 3,1 USD je Barrel gegenüber der Referenz Oman/Dubai angeboten. So groß war er nicht einmal während des Preiskampfes 2014/15.

Damit hat Saudi-Arabien einen neuen Preiskrieg um Marktanteile eröffnet. Hauptziel dieser Maßnahme dürfte Russland sein. Russland hatte sich am Freitag geweigert, die von der OPEC vorgeschlagenen zusätzlichen Produktionskürzungen um 1,5 Mio. Barrel pro Tag mitzutragen und damit die 3-jährige Kooperation innerhalb der "OPEC+" quasi aufgekündigt. Die OPEC machte daraufhin ihre Drohung war und nahm den Kürzungsvorschlag zurück. Dem Ölmarkt droht damit im zweiten Quartal ein massives Überangebot, zumal die Nachfrage wegen der Covid-19-Pandemie noch für einige Zeit stark beeinträchtigt bleiben dürfte. Die IEA erwartet inzwischen einen (leichten) Nachfragerückgang in diesem Jahr, was zuletzt während der großen Wirtschaftskrise 2009 der Fall war. Wie geht es jetzt mit dem Ölpreis weiter? Zunächst dürfte es eine längere Phase der Bodenbildung mit stärkeren Preisausschlägen in beide Richtungen geben. Das niedrige Preisniveau wird jedoch dazu führen, dass das Ölangebot außerhalb der OPEC (v.a. US-Schieferöl) weniger stark steigt und dass die Ölnachfrage angefacht wird, sobald die Folgen der Covid-19-Pandemie nachlassen. Deshalb dürften die Ölpreise im 2. Halbjahr wieder steigen. Das Jahr 2016 könnte hier als Blaupause dienen. Damals legten die Ölpreise nach dem Absturz auf 30 USD im Januar bis zum Jahresende auf 55 USD zu. Allerdings halfen damals auch Spekulationen auf Produktionskürzungen der OPEC. Von daher dürfte der Preisanstieg diesmal kaum so stark ausfallen.

Industriemetalle: Auch Metallpreise im Abwärtssog

Die Metallpreise fallen zum Wochenauftakt teilweise um über 4%, halten sich damit aber noch relativ gut. Sie werden von den Ölpreisen und dem Ausverkauf an den Aktienmärkten nach unten gezogen. Die asiatischen Aktienmärkte haben teilweise mehr als 5% verloren, in Europa sind die Märkte um bis zu 9% eingebrochen. Hierbei spielt auch die Sorge vor einer weiteren massiven Ausbreitung des Coronavirus eine Rolle, die die globale Wirtschaft abwürgen könnte. Kupfer fällt heute Morgen auf 5.440 USD je Tonne und damit auf den tiefsten Stand seit über drei Jahren. Aluminium notiert mit 1.650 USD je Tonne auf einem 3½-Jahrestief, Zink kostet mit gut 1.900 USD je Tonne so wenig wie zuletzt im Mai 2016. Solange die Risikoaversion der Marktteilnehmer hoch bleibt und die negativen Nachrichten gerade im Hinblick auf das Coronavirus nicht abreißen, dürften die Metallpreise noch weiter fallen. Sobald ein Boden gefunden ist, stellt dieser unseres Erachtens dann aber eine attraktive Absicherungsmöglichkeit gegen mittel- bis langfristig steigende Metallpreise dar. Dass China am Wochenende seine Handelsstatistik für Januar und Februar veröffentlicht hat, fällt heute Morgen nicht weiter ins Gewicht. Die Zahlen der Zollbehörde lassen sich nicht auseinanderdividieren (es wurde nur eine Zahl für beide Monate zusammen veröffentlicht). Nimmt man aber den Durchschnitt des vergangenen Jahres und vergleicht diesen mit den Daten für Januar und Februar, ist zumindest bei den Kupferimporten keine ausgeprägte Schwäche zu erkennen. Auch die Einfuhren von Eisenerz waren nicht außergewöhnlich niedrig.

Quelle: Commerzbank Commodity Research / Vorschaufoto: fotolia

 

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