Schüler schnuppern Arbeitswelten der Zukunft

Hannover – Die Gewinner des Jugendwettbewerbs des BMBF-Wissenschaftsjahres 2018 haben die Schulbank gegen Versuchsfelder der WGP (Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik) eingetauscht. „Jugendliche wissen oft gar nicht, was hinter der Produktion steckt", erläutert Prof. Berend Denkena, Präsident der WGP und Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz-Universität Hannover. „Als Partner des BMBF-Wissenschaftsjahres und mit der Gewinneraktion wollen wir die Bedeutung der Produktion für den Alltag der Menschen deutlicher machen. Das ist gerade in Zeiten von Industrie 4.0 und künstlicher Intelligenz besonders wichtig, denn wir brauchen junge Menschen, die den schnellen Wandel unserer Industrie verantwortungsbewusst vollziehen werden. Daher versuchen wir, die Generation zu erreichen, die unsere Zukunft maßgeblich gestalten wird."

Jungen Menschen den Wandel in der Produktion erklären


Das BMBF-Wissenschaftsjahr 2018 zum Thema „Arbeitswelten der Zukunft" hatte Beiträge prämiert, die sich mit neuen Berufen beschäftigen. Rund 30 Schüler der Berliner Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule hatten als ersten Preis den Besuch von Zukunftsorten im Raum Hamburg gewonnen.  Dazu zählte das Versuchsfeld des Instituts für Produktionsmanagement und -technik (IPMT) der TU Hamburg inklusive des DLR School Lab des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, mit dem das IPMT kooperiert. „Die Schüler waren sehr interessiert, denn solche Orte bekommen sie normalerweise nicht zu sehen", berichtet Petter Ploog, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IPMT. Er hat die Gewinneraktion an der TU Hamburg organisiert. Entsprechend groß war das Staunen, als die bis 16-Jährigen neue Fertigungstechnologien in der Luftfahrt gezeigt bekamen. „Besonders neugierig wurden die Schüler, als wir die neuesten Trends bei der CFK-Fertigung präsentierten." Auf reges Interesse stieß dabei der neue e-gnition Rennwagen des Formula Student Teams der TU Hamburg, von dem viele Teile am IPMT gefertigt wurden. Er bringt durch einen hohen Anteil an CFK-Bauteilen nicht einmal 200 kg auf die Waage. Beim Ausprobieren von Lösungen mithilfe von Augmented Reality staunten die Schüler, was jenseits von Computerspielen in der realen Produktion alles möglich ist. Die Hamburger stellten den jugendlichen Gewinnern nicht zuletzt ein vom Bundeswirtschaftsministerium unterstütztes Projekt vor. Ergebnis der Forschungen ist ein hybrider Prozess bestehend aus Fräs- und Laserbearbeitung, mittels dem selbst große, für Flugzeuge geeignete CFK-Strukturen produktiv und kosteneinsparend hergestellt werden können. „Die Schüler waren überrascht, wie dünn die Wände eines Flugzeugs sind", berichtet Ploog.

In München zum „Lean Production Manager – Light"


Fünf Schüler der Georg-Hartmann-Realschule in Forchheim hatten beim Wettbewerb des BMBF mit einem Video über den Wandel des Schreinerberufs den dritten Platz belegt. Ihr Gewinn: ein halber Tag am Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (iwb) der TU München. Hier lernten die 15- und 16-Jährigen, wie die Arbeit mit kollaborativen Robotern funktioniert, was 3D-Druck bedeutet und nicht zuletzt wie es gelingt, Maschinen bis in den my-Bereich genau produzieren zu lassen. „Die Schüler waren sehr beeindruckt und verblüfft, wie kompliziert die Produktion selbst einzelner Bauteile ist", fasst Tanja Mayer, Leiterin des Servicecenter Marketing des iwb, zusammen. Nicht zuletzt konnten die Schüler dann in der Lernfabrik Schlanke Produktion (LSP) selbst Hand anlegen und bauten in einer Montagelinie einen Bagger aus Lego zusammen. Dabei lernten sie die Aspekte der kurzen Wege und strukturierter Arbeitsabläufe und der Fließfertigung kennen.

WGP auch 2019 Partner des BMBF-Wissenschaftsjahres


Die WGP ist auch in diesem Jahr wieder Partner des BMBF-Wissenschaftsjahres 2019, das sich dem Thema „Künstliche Intelligenz" widmet. Hierzu hat die WGP im vergangenen Herbst beschlossen, praktische Wege aufzuzeigen, wie künstliche Intelligenz (KI) systematisch in die Produktion integriert werden kann. Ein WGP-Standpunktpapier zu Chancen und Risiken der KI sowie Handlungsempfehlungen für das produzierende Gewerbe wird im Sommer publiziert werden.

„Wir sind sicher, dass KI die deutsche Industrie verändern wird", betont Denkena. „Deswegen wollen wir über das Standpunktpapier, das Politik und Wirtschaft anspricht, auch und insbesondere jungen Menschen den Einfluss auf unsere Gesellschaft deutlich machen. Hierzu ist unsere Partnerschaft mit dem BMBF-Wissenschaftsjahr ein sehr guter Weg."


Zur Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik e.V.:

Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik e.V. ist ein Zusammenschluss führender deutscher Professorinnen und Professoren der Produktionswissenschaft. Sie vertritt die Belange von Forschung und Lehre gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die WGP vereinigt 66 Professorinnen und Professoren aus 40 Universitäts- und Fraunhofer-Instituten und steht für rund 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Produktionstechnik. Die Mitglieder genießen sowohl in der deutschen Wissenschaftslandschaft als auch international eine hohe Reputation und sind weltweit vernetzt.  
 
Die Labore der Mitglieder sind auf einem hohen technischen Stand und erlauben den WGP-Professoren, in ihren jeweiligen Themenfeldern sowohl Spitzenforschung als auch praxisorientierte Lehre zu betreiben.  
 
Die WGP hat sich zum Ziel gesetzt, die Bedeutung der Produktion und der Produktionswissenschaft für die Gesellschaft und für den Standort Deutschland aufzuzeigen. Sie bezieht Stellung zu gesellschaftlich relevanten Themen von Industrie 4.0 über Energieeffizienz bis hin zu 3D-Druck.
 

Quelle: Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik - WGP

Vorschaubild: Gewinner des BMBF-Jugendwettbewerbs am iwb München, Quelle: iwb München (Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (iwb) der TU München.

Beitragsbild: Prof. Berend Denkena, Präsident der WGP und Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover, Quelle: IFW Hannover

Zurück