Schlechtere Stimmung bei Stahl - und Metallverarbeitern

von Hans Diederichs

Das Produktionswachstum der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie hat sich nach drei Quartalen des Jahres 2015 auf 0,3 Prozent abgeschwächt, schreibt der WSM Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. in seinem aktuellen Konjunkturbericht. Demnach wurden im dritten Quartal 1,8 Prozent weniger Waren produziert als im Vorquartal und 0,5 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Damit scheint sich das Konjunkturbild der Vorjahre zu wiederholen, in denen ebenfalls nach einem positiven ersten Halbjahr ein schwächeres zweites Semester folgte. 

Das dritte Quartal war insbesondere von einem sich abschwächenden Export geprägt. Dieser lag um 5,6 Prozent unter dem Export des zweiten Quartals, allerdings noch auf dem Niveau des Vorjahres. Die Inlandslieferungen zeigten sich stabiler. Nach neun Monaten ist damit ein Exportzuwachs von 2,7 Prozent zu verzeichnen, während inländische Kunden 0,7% mehr Waren abgenommen haben. Daraus resultiert insgesamt ein Umsatzplus von 1,4 Prozent.

Schwellenländer und VW-Skandal drücken auf die Stimmung

Die Stimmung in der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie hat sich dementsprechend den zweiten Monat in Folge verschlechtert. Sowohl die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage als auch die Erwartungen für die nächsten sechs Monate wurden von den Unternehmern der Branche nach unten revidiert.

Zu dem im Jahresverlauf abgeschwächten Wirtschaftswachstum in Schwellenländern tritt die Manipulation von Abgaswerten durch den Großkunden Volkswagen als zusätzliche Verunsicherung hinzu. Auch wenn sich die globale Pkw-Nachfrage dadurch nicht verändern dürfte, könnten Verschiebungen im Markt zu Lasten der deutschen Autobauer erfolgen.

Davon könnten die Automobilzulieferer unter den Stahl- und Metallverarbeitern betroffen werden. Noch ist die Pkw-Nachfrage allerdings intakt, jedenfalls deuten dies die aktuellen Zulassungszahlen weiterhin an. Dagegen kommt die Nachfrage anderer wichtiger Kundenbranchen wie des Maschinen- und Anlagenbaus weiterhin nicht nennenswert in Schwung. Der Investitionsstau löst sich allenfalls sehr langsam auf.    

Weiterer Anstieg der Strompreise befürchtet

Die politische Agenda wird derzeit von der Flüchtlingssituation beherrscht. Daneben schreitet die Energiewende in zunehmenden Tempo voran, leider zuletzt auf Kosten der Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung. Erdverkabelung, Reservekraftwerke und die Verdoppelung der Förderung von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen sind nur drei Stichworte, die nach Ansicht der WSM-Experten einen weiteren deutlichen Anstieg der Strompreise in Deutschland nach sich ziehen werden.

Die Politik müsse dringend nach der Klimakonferenz in Paris den Fokus wieder stärker auf die Kostenfragen der Energiewende lenken. Die industriepolitische Agenda sollte dringend gestärkt werden, wenn industrielle Wertschöpfung als Basis unseres Wohlstandes im Land gehalten werden soll, so der Verband.

Quelle: WSM Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V.; Vorschau-Foto: fotolia; Tabelle: WSM

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