Salzgitter verschiebt SALCOS-Ausbau – erste Projektstufe läuft weiter
von Hubert Hunscheidt

Die Salzgitter AG hat die nächsten Schritte ihres Dekarbonisierungsprojekts SALCOS (Salzgitter Low CO₂ Steelmaking) verschoben. Wie das Unternehmen mitteilte, hat der Aufsichtsrat am 18. September entschieden, die zweite und dritte Ausbaustufe erst 2028/2029 – und nicht wie geplant 2026 – erneut zur Investitionsentscheidung vorzulegen. Grund seien die seit 2022 deutlich verschlechterten wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen.
Die erste Projektphase befindet sich jedoch weiterhin in Umsetzung. Sie umfasst den Bau eines Elektrolyseurs, einer Direktreduktionsanlage (DRI) sowie eines Elektrolichtbogenofens (EAF). Damit sollen die CO₂-Emissionen um etwa 30 % reduziert werden. Die Inbetriebnahme ist nun für 2027 vorgesehen. Insgesamt investiert Salzgitter rund 2,3 Mrd. Euro, wovon knapp 1 Mrd. Euro von Bund und Land Niedersachsen getragen werden.
Langfristig zielt SALCOS auf die nahezu vollständige Transformation des integrierten Hüttenwerks Salzgitter Flachstahl ab. Bis zu 95 % der derzeitigen CO₂-Emissionen – rund 8 Mio. Tonnen jährlich – könnten durch die vollständige Umstellung auf wasserstoffbasierte Prozesse eingespart werden.
Mit der Verschiebung reiht sich Salzgitter in eine Reihe europäischer Stahlhersteller ein, die ihre Dekarbonisierungspläne angesichts hoher Energiekosten, fehlender Planungssicherheit und schwacher Nachfrage angepasst haben. Auch thyssenkrupp und ArcelorMittal hatten zuletzt Projekte zurückgestellt.
Die Stahlindustrie fordert von der Politik mehr Tempo beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, verlässliche Rahmenbedingungen sowie die Schaffung von Leitmärkten für CO₂-armen Stahl. Nur so könne die Transformation konsequent vorangetrieben werden.
Quelle: Eurmometal / Foto: marketSTEEL