Reformen zum EU-Emissionshandel treiben CO2-Preise

von Alfons Woelfing

Mit über 20 Euro pro Tonne CO2 liegen sie so hoch wie zuletzt vor mehr als zehn Jahren. Zentrale Ursache des rasanten Preisanstiegs sind die Anfang 2018 beschlossenen Reformen des EU-Emissionshandels. Diese umfassen insbesondere eine stärkere Verknappung der jährlich ausgegebenen neuen Emissionszertifikate ab 2020 sowie die Möglichkeit, überzählige Zertifikate, welche in der sogenannten Marktstabilitätsreserve (MSR) verblieben sind, endgültig zu löschen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Befragung von Energiemarktexperten/-innen in Deutschland, im Rahmen des ZEW-Energiemarktbarometers des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim.
 
Während die Preise je Tonne CO2 jahrelang unterhalb von zehn Euro vor sich hin trudelten, erlebt der EU-Emissionshandel seit Anfang 2018 einen enormen Preisauftrieb. Obwohl die jüngsten Reformen des Emissionshandelssystems erst nach 2020 in Kraft treten werden, geht die Mehrheit der vom ZEW befragten Experten/-innen davon aus, dass diese Reformen bereits heute zentrale Treiber des Preisanstiegs sind.
 
34 Prozent der Befragten nennen die zukünftige Löschung von Zertifikaten aus der Marktstabilitätsreserve als wichtigsten Grund für den Preisanstieg. Für 21 Prozent ist die Verschärfung des Reduktionspfads, also letztendlich die beschlossene Verknappung der jährlich ausgegebenen Emissionszertifikate, zentraler Preistreiber. Damit wird deutlich, wie stark Erwartungen mit Blick auf die zukünftige Knappheit den Preis für EUA bestimmen. Dazu passen die Einschätzungen der Experten/-innen zur weiteren CO2-Preisentwicklung: 54 Prozent der Befragten erwarten gleichbleibend hohe Preise für EUA in den kommenden zwölf Monaten, entsprechend der Mehrheit, welche die beschlossenen Reformen als wichtigsten Preistreiber identifiziert.
 
Als Gründe für die aktuell hohen CO2-Preise nennen weitere 16 Prozent der Befragten, dass sie in Zukunft von einer weiteren Verschärfung der Regulierung des EU-Emissionshandels ausgehen. 14 Prozent halten spekulative Übertreibung im Markt für die Ursache der aktuell hohen Preise. Die Preisentwicklung von Kohle und Erdgas sowie die wirtschaftliche Entwicklung in der EU halten eine vergleichsweise geringe Anzahl von Experten/-innen (8 Prozent und 5 Prozent) für verantwortlich.
 
Quelle und Grafik: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH / Vorschaufoto: marketSTEEL

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