Preisentwicklung bei US-Longprodukten und Flachstahl

von Angelika Albrecht

Die Preisentwicklung im US-Langproduktsegment schwankt wenig, sie erreicht weder die Höhe noch die Tiefe der Preisentwicklung für Flachstahl. Die relative Ruhe in diesem Bereich ist für Marktteilnehmer eine Erleichterung. Käufer in den Vereinigten Staaten können Kaufentscheidungen mit einem gewissen Maß an Vertrauen treffen. Dies hilft Stahlherstellern, langfristige Investitionen zu tätigen. Beide Parteien gehen davon aus, dass die inländischen Werte im Allgemeinen nur innerhalb einer engen Bandbreite schwanken werden.

Umgekehrt mussten Kunden von US-Flachprodukten in den letzten fünf Jahren mit Perioden extremer Preisvolatilität fertig werden. Verantwortlich dafür sind mehrere Faktoren, darunter die Einführung der Section 232-Gesetzgebung, die Auswirkungen einer globalen Pandemie und die Auswirkungen des Kriegsausbruchs in Europa.

US-Einkaufsleiter von Bandprodukten vergleichen die Preisdynamik oft mit einer Achterbahnfahrt. Stahlverbraucher können davon ausgehen, dass sich der Longs-Sektor – der ja zum Teil den gleichen Zwänge ausgesetzt ist – ähnlich verhalten könnte. Die historischen Long-Produktpreise sind im Vergleich jedoch relativ stabil.

Die Ergebnisse der US-Untersuchung von MEPS vom Januar zeigen, dass nach einer längeren Zeit der Verschlechterung die Preise für Flat-Produkte wieder zu eskalieren beginnen. Im ersten Quartal wird mit einem weiteren Anstieg der Basiswerte gerechnet. Beigetragen zu dem jüngsten Anstieg hat der Anstieg der Schrottkosten im Dezember und im Januar. Obwohl Schrott der Hauptkostenfaktor bei der Herstellung vieler Langprodukte ist, wurden in den letzten vier Wochen nur wenige Preisbewegungen für Träger, Stäbe und Stangen gemeldet. Allgemein wird jedoch davon ausgegangen, dass die Schrottausgaben in den kommenden Monaten weiter steigen und damit möglicherweise den Auftakt für Preiserhöhungen bei Langprodukten bilden.

Man hatte entsprechend der Jahreszeit mit einer Verlangsamung der Aktivität gerechnet, denn die Nachfrage aus dem Wohnungsbau hat sich in den USA deutlich reduziert. Die Entscheidung der US-Notenbank, die Zinssätze anzuheben, um die Inflation abzukühlen, belastet den heimischen Immobilienmarkt schwer. Umgekehrt entwickeln sich andere baunahe Segmente relativ gut.

Ein Rückstand bei gewerblichen Bauprojekten unterstützte das Aktivitätsniveau für einen Großteil des Jahres 2022. MEPS geht davon aus, dass in Kürze eine Reihe bedeutender öffentlicher Infrastrukturprojekte genehmigt werden. Dies sollte die Nachfrage im Jahr 2023 stützen.

Die Preisambitionen der Mühlen könnten durch fehlende Lieferalternativen aus Übersee gestützt werden. Die internationalen Stahlwerte sind in den letzten Wochen sehr gestiegen und die Preisangebote für Importe in die Vereinigten Staaten haben zugenommen. Aufgrung der hohen Preise hat sich der Vorteil, Material extern, von nicht-nordamerikanischen Verkaufsstellen statt von lokalen Werken zu beziehen, erheblich verringert. Importierte Volumina dürften derzeit wenig attraktiv sein. Bestehende Handelsgesetze und relativ lange Lieferzeiten ausländischer Hersteller schrecken ab.

MEPS meint jedoch, US-Langstahlhersteller könnten vor allem in den Wintermonaten Schwierigkeiten haben, große Preiserhöhungen durchzusetzen. Die Inlandsversorgung für die meisten Produkte ist trotz einiger Produktionsausfälle gewährleistet.

Einkaufsmanager betonen gerne, dass die Preise für Betonstahl und Langprodukte historisch hoch sind. Angesichts der anhaltenden Rezessionssorgen in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt ist es laut MEPS jedoch eher wahrscheinlich, dass die Werte von Langprodukten für den größten Teil dieses Jahres unter negativen Druck geraten werden.


Über MEPS

MEPS International Ltd. ist ein führendes Stahlmarktanalyseunternehmen, das sich auf unabhängig untersuchte globale Stahlpreise, -indizes und -prognosen spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1979 von Peter Fish gegründet und begann als Beratungsunternehmen mit dem Namen Management, Engineering and Production Services in Sheffield - daher auch der Name MEPS. In den späten 1980er Jahren wurde das Unternehmen in MEPS Europe Ltd. umbenannt, im Juli 2001 wurde daraus MEPS International Ltd., um die weltweite Abdeckung seiner Stahlpreisforschung widerzuspiegeln.


Quelle: MEPS International Ltd. / Stainless Steel Review / Vorschaubild: marketsteel

Zurück