Preise stürzen, Eisenerz scheint Fels in der Brandung

Frankfurt/M. - Wie die Rohstoffexperten der Commerzbank berichten waren die Ölpreise heftig auf Talfahrt, legten inzwischen jedoch wieder zu. WTI war um 25% auf 20 USD je Barrel abgestürzt, Brent fiel "nur" um 13% auf 24,5 USD, was dem tiefsten Niveau seit Mai 2003 entspricht.

Seit der geplatzten "OPEC+"-Sitzung vor knapp zwei Wochen haben sich die Ölpreise damit in etwa halbiert. Noch ärger erwischte es den Preis für kanadisches Öl (Western Canada Select). Dieser rutschte gestern erstmals überhaupt unter die Marke von 10 USD je Barrel. Die Commerzbank zweifelt, ob der Abbau von Ölsanden bei diesen Preisen noch kostendeckend ist. Auch für die US-Schieferölindustrie stehen bei einem WTI-Preis von 20 USD schwere Zeiten bevor.

Edelmetalle: Gold, Platin, Palladium fallen

Auch Gold war auf Abwärtskurs. Es ist gestern wieder unter die Marke von 1.500 USD je Feinunze gefallen.

Negative Nachrichten gibt es laut Commerzbank auch für Platin und Palladium. Die Kfz-Industrie leidet derzeit. Wie der Verband der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) gestern berichtete, sind die Autoneuzulassungen in der EU im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 7,4% gefallen.

Gemäß Angaben der ACEA spielten hierbei mehrere Gründe eine Rolle: So gab es zum Beispiel in vielen EU-Ländern eine Änderung bei der Besteuerung von Fahrzeugen, so dass Autokäufe im letzten Jahr vorgezogen wurden.

Daneben trübten sich die globalen wirtschaftlichen Bedingungen ein und die Unsicherheit der Konsumenten wuchs. Der größte Absatzrückgang wurde übrigens in Deutschland verzeichnet.

Die Februar-Zahlen spiegeln die Auswirkungen des Coronavirus nur zu einem kleinen Teil wider. Diese werden sich ab März in den Daten niederschlagen. Dann wird das Minus bei den Absatzzahlen laut Commerzbank wohl deutlich größer ausfallen, da seit gestern auch die Autohäuser in Deutschland geschlossen sind und viele Autohersteller ihre Produktion einstellen. In anderen EU-Ländern wurde das öffentliche Leben bekanntermaßen schon früher eingeschränkt. Dies sind weitere negative Nachrichten für Platin und Palladium. Und sie dürften noch nicht vollständig in den Preisen eskomptiert sein.


Industriemetalle: Kupfer bricht weiter ein, Eisenerz ist der Fels in der Brandung

Laut Commerzbank Research herrscht an den Metallmärkten offenbar Panik: Nach den starken Verlusten gestern (Kupfer fiel um fast 8%), geht es heute Morgen weiter steil bergab. An der LME verliert Kupfer im frühen Handel zeitweise weitere 8% und ist sogar unter 4.400 USD je Tonne gerutscht. Vor einer Woche war Kupfer noch 1.000 USD teurer. An der SHFE bricht Kupfer heute sogar um 9% ein. Unter den Marktteilnehmern herrscht schiere Angst, dass die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession rutscht und die Nachfrage nach Metallen völlig einbricht.

Fels in der Brandung scheint Eisenerz zu sein. In Singapur ist der Eisenerzpreis in diesem Jahr bis gestern lediglich um 3% gefallen, in Dalian ist er sogar um fast 5% gestiegen. Dort wurde der Einbruch von Ende Januar komplett aufgeholt. Die Coronavirus-Krise hat dem Preis also nicht nachhaltig zugesetzt. Dies dürfte daran liegen, dass die Stahlhersteller in China ihre Produktion bislang nicht nur aufrecht gehalten, sondern sogar ausgeweitet haben, was eine robuste Eisenerznachfrage mit sich bringt.

Laut Angaben des chinesischen Transportministeriums wurde mittlerweile auch die Arbeit an zahlreichen Bauprojekten (z.B. Eisenbahnstrecken, Autobahnen, Flughäfen) wieder aufgenommen, so dass auch die Stahlnachfrage in China wieder anziehen sollte.

Dazu kommt, dass in den ersten beiden Monaten des Jahres das Eisenerzangebot aus den beiden größten Produzentenländern Australien (Tropensturm) und Brasilien (schwere Regenfälle und regulatorische Einschränkungen) niedriger war. Beide Länder haben in diesem Jahr bislang weniger Eisenerz exportiert als im Vorjahr.

QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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