OPEC+ will stärker kürzen, Russland und Kanada nicht

Frankfurt/M.:

Öl: Die einen kürzen, die anderen nicht. Wie die Commerzbank meldet hat die OPEC+ am Montag beschlossen, dass die bisherigen Produktionskürzungen bis Ende Juni weiterlaufen sollen, allerdings über das vereinbarte Niveau hinaus. Über eine Verlängerung des Kürzungsabkommens soll erst im Juni entschieden werden.

Problem: Russland möchte weniger kürzen. Russland hatte Mitte März erst die Hälfte der zugesagten Produktionskürzungen umgesetzt. Ob Russland wie versprochen eine vollständige Umsetzung bis Ende März erreicht, scheint daher fraglich.

Der Großteil der für die kommenden Monate angekündigten Übererfüllung wird somit von Saudi-Arabien kommen müssen.  Eine Verlängerung des Kürzungsabkommens ist laut Commerzbank sinnvoll, denn der Bedarf an OPEC-Öl liegt im zweiten Halbjahr 2019 laut Schätzung der IEA in etwa auf dem Niveau der aktuellen OPEC-Produktion. Es besteht für die OPEC somit kein Spielraum, die Produktion zu erhöhen.

Kanada will nicht weiter kürzen. Die kanadische Ölprovinz Alberta hat die zu Jahresbeginn angeordneten Produktionseinschränkungen schrittweise wieder zurückgenommen. Im Mai und Juni darf die Produktionsmenge um jeweils 25 Tsd. Barrel pro Tag erhöht werden. Damit würde die Produktion zur Jahresmitte 150 Tsd. Barrel pro Tag über dem Niveau zu Jahresbeginn liegen. Die Kürzungen wären dann etwa zur Hälfte wieder rückgängig gemacht.

Edelmetalle: Palladium hat am Dienstag Morgen ein neues Rekordhoch von über 1.600 USD je Feinunze erreicht. Die Commerzbank führt dies auf spekulatives Kaufinteresse zurück.

Industriemetalle: Die heterogene Preisentwicklung der Industriemetalle setzt sich bislang fort. Laut Commerzbank legten die Aluminiumpreise zu und lagen am Dienstag früh bei über 1.940 USD je Tonne. Nachrichten, die den Preisanstieg erklären könnten, gebe es allerdings keine. Bis Ende letzter Woche wies Aluminium allerdings gemeinsam mit Blei die schwächste Preisentwicklung unter den Industriemetallen in diesem Jahr auf, so dass Aufholpotenzial bestand.

Nach einer Konsolidierungsphase ziehen seit ein paar Tagen die Eisenerzpreise wieder an. In Singapur kostete die Tonne am Montag fast 87 USD, in Dalian umgerechnet sogar 96 USD. Die Commerzbank nennt dafür zwei Gründe:

  • In Brasilien hat am Freitag ein Gericht bei einer weiteren Eisenerzmine des weltgrößten Produzenten einen Produktionsstopp angeordnet. Ende Januar war bei dem Produzenten der Damm eines Rückhaltebeckens gebrochen, der mehrere hundert Menschenleben forderte. Seitdem hat das betroffene Unternehmen mehr als 80 Mio. Tonnen p.a. seiner Produktion stillgelegt. Zwar ist der Produzent nach wie vor zuversichtlich, einen Teil der verlorenen Produktion wieder wettzumachen, aber am Markt überwiegen mittlerweile die Sorgen vor einem Angebotsdefizit in diesem Jahr.
  • Zum jüngsten Preisanstieg habe auch beigetragen, dass die Behörden in der chinesischen Stadt Tangshan die Umweltvorschriften vorübergehend verschärft haben, was zu einer höheren Nachfrage nach hochwertigem Eisenerz führt.

 

Quelle: Commerzbank AG und Commerzbank Commodity Research

Vorschaubild: fotolia

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