Ölpreis sinkt, Gold- und Nickelpreis steigt, Stahlproduktion niedrig

Frankfurt/M. - Energie: Ölpreis fällt wieder.

Kaum war der Brentölpreis auf 45 USD je Barrel gestiegen, fällt er wieder auf fast 43 USD. Laut Commerzbank gibt es mehrere Gründe: Die Corona-Krise und die daraus resultierende schlechte Konjunktur in USA: Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe haben sich erhöht. Hinzu kommen fallende Aktienmärkte und weiterhin hohe Neuansteckungen mit Covid-19. Laut Commerzbank hat die Gesamtzahl der Infektionen in den USA gestern die Marke von 4 Mio. überschritten. Dazu kommen erneute Spannungen zwischen den USA und China, die die Handelsbeziehungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften weiter belasten dürften. Damit könnte der langfristig wichtigste Faktor am Ölmarkt, die Nachfrage, also wieder ins Stocken geraten.

Die OPEC+ hofft auf mehr Umsatz. Trotz geringer Nachfrage hat die OPEC+ begonnen, ihre Produktionen wieder zu steigern. Wie die Commerzbank berichtet, haben die niedrigen Preise zwischen März und Mai wegen der Lockdown-Maßnahmen und des Preiskriegs mit Russland allein Saudi-Arabien etliche Dutzend Milliarden USD an Einnahmen "gekostet". Im Mai sind die saudischen Ölexporte im Jahresvergleich wie im April um fast 12 Mrd. USD bzw. 65% auf nur 6,3 Mrd. USD gesunken. Insgesamt sind die Exporte in den ersten fünf Monaten um 35 Mrd. USD bzw. 40% gefallen. Sie dürften zwar ab Juni wegen der gestiegenen Ölpreise wieder höher sein. Doch ist der Preisanstieg in erster Linie den fallenden Produktions- und Exportmengen geschuldet. Die Commerzbank meint, Saudi-Arabien werde um weitere Privatisierungen und neue Fiskalreformen nicht herumkommen. Dies könnte für Spannungen sorgen, insbesondere im Hinblick auf die wahrscheinliche kurzfristige Nachfolgeregelung im Königshaus.

Edelmetalle: Gold und Silber steigen

Auch dies hat wohl stark mit Covid-19-Neuinfektionen und den schlechten US-Konjunkturdaten zu tun. Laut Commerzbank ist Gold gestern Abend bis an die Marke von 1.900 USD je Feinunze herangelaufen und war damit nur noch gut 20 USD von seinem Allzeithoch entfernt. Gold in Euro gerechnet hat gestern mit 1.635 EUR je Feinunze ein neues Rekordhoch aufgestellt. Silber handelte phasenweise über 23 USD je Feinunze.

Neuen Auftrieb erhielten Gold und Silber gestern Nachmittag vor allem durch verhaltene US-Konjunkturdaten, die zu einer weiteren Abwertung des US-Dollar führten. Der handelsgewichtete Dollar-Index ist auf den tiefsten Stand seit September 2018 gefallen. Die heute Abend zur Veröffentlichung anstehende CFTC-Statistik zur Marktpositionierung dürfte zeigen, dass auch die spekulativen Finanzinvestoren verstärkt auf steigende Gold- und Silberpreise gesetzt haben. Bei Gold hatten sie sich in den letzten Wochen eher noch zurückgehalten, bei Silber haben sie hingegen ihre Netto-Long-Positionen schon ausgeweitet.

Industriemetalle: Batterie-Phantasie treibt Nickelpreis

Wie die Commerzbank berichtet, ist der Nickelpreist gestern um 4,2% auf 13.700 USD je Tonne nach oben gesprungen. Heute Morgen gibt Nickel im Einklang mit den anderen Industriemetallen leicht nach, was nach Commerzbankmeinung mit den zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China zusammenhängt.

Der Preisanstieg gestern wird auf die sich anbahnende langfristig hohe Nickelnachfrage zur Produktion von Batterien zurückgeführt. Nickel gilt als essenzieller Bestandteil in Lithium-Ionen-Batterien. Mit steigendem Nickelanteil nimmt die Dichte der Batterie zu, also die Distanz, in der die Energie in der Batterie gehalten werden kann. In der Produktion von Batterien kann aber nur qualitativ sehr hochwertiges Nickel verwendet werden, das knapp ist.

Industriemetalle: Stahlproduktion weiter gedämpft

Wie der Weltstahlverband berichtete, ist die globale Stahlproduktion im Juni gegenüber Vorjahr um 7% gefallen. Auf Tagesbasis hat sie sich von ihrem Tief im April aber erholt, was an der rekordhohen Stahlproduktion in China liegt. China steht laut Commerzbank mittlerweile für über 60% der weltweiten Stahlproduktion. Dennoch fiel laut Commerzbank global die Produktion im ersten Halbjahr um -6% auf 873 Mio. Tonnen, da die Produktion in anderen Regionen eingebrochen ist: In der EU wurde fast 19% weniger Stahl hergestellt, in Nordamerika knapp 18% weniger. Laut Einschätzung des Stahlanalysehauses MEPS dürften im Gesamtjahr 2020 weltweit rund 1,8 Mrd. Tonnen Stahl produziert werden, was ohne Probleme ausreicht, die erwartete Nachfrage von 1,65 Mrd. Tonnen zu befriedigen.

QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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