Neue Verzinkerei in Oberschwaben veredelt bis zu 10.000 Tonnen Stahl pro Jahr
von Hubert Hunscheidt
Die Freude war Geschäftsführer Uli Karger ins Gesicht geschrieben, als er zusammen mit Tochter Sabrina zum Jahreswechsel das mit dem internen Werkskürzel „VZW“ verzierte, erste Werkstück ins 450 Grad heiße Zinkbad am neuen Standort Bad Wurzach tauchen durfte. Denn mit der traditionellen „1. Tauchung“ konnte das Illertisser Familienunternehmen nicht nur die rund 11-monatige Bauphase des 12 Millionen teuren Neubaus erfolgreich abschließen, sondern auch die Anlaufphase des insgesamt vierten Standortes einläuten. Mit Sabrina Karger, die in Bad Wurzach als Assistentin von Betriebsleiter Thomas Schröder tätig sein wird, steigt zudem die dritte Generation in den Betrieb ein – mit ihrem Studium zur Oberflächen- und Werkstofftechnikerin bringt sie hierfür die besten Voraussetzungen und das technische Know-how mit.
Auch beim händischen Einstapeln der 25 Kilogramm schweren Zinkbarren in das knapp 40 Kubikmeter fassende Zinkbad packte die 26-Jährige fleißig mit an – immerhin galt es für die Erstbefüllung über 200 Tonnen einzulegen. Die restlichen 100 Tonnen Zink wurden dann im Anschluss in der sogenannten Flüssigphase in das 7,5 Meter lange, 1,6 Meter breite und 3,2 Meter tiefe Becken zugegeben.
Technik am Puls der Zeit
Ergänzt wird das Herzstück der neuen Verzinkerei um zwölf Becken zur Vorbehandlung der Werkstücke, zwei Becken zur Passivierung, einer automatisierten Förderanlage sowie modernsten Komponenten in Sachen Umweltaspekten. „Durch unsere ausgereifte Absaug- und Filtertechnik erreichen wir bei der Abluft beispielsweise Emissionswerte nahe Null“, berichtet Geschäftsführer Uli Karger stolz, dazu arbeite man in der Produktion ressourcenschonend mit einem geschlossenen Wasserkreislauf und könne dank der Wärmerückgewinnung von April bis Oktober den kompletten Energiebedarf für Brauch- und Heizwasser selbst decken. Letzterer halte sich durch die Ausstattung der rund 3.500 Quadratmeter Produktionsfläche mit einer Industriebodenheizung im Vergleich zur klassischen Lüftungsheizung auch sehr in Grenzen, so der 51-Jährige weiter, dazu könne man so unerwünschte Staubaufwirbelungen nahezu vermeiden. Mit der geplanten Nachrüstung einer Photovoltaik-Anlage möchte Karger in naher Zukunft ein weiteres Ausrufezeichen in Sachen nachhaltiger Energieversorgung setzen. Ebenso wird in allen Werken des Illertisser Familienunternehmen mit hohen Arbeitsschutzstandards auf das Wohl der Mitarbeiter geachtet.
Weichen für weiteres Wachstum
„Der Neubau in Bad Wurzach ermöglicht uns eine noch effizientere und ökologischere Auftragsabwicklung unserer dort ansässigen Kunden“, erklärt Mitinhaber Wolfgang Karger die Entscheidung für den vierten Standort. Darüber hinaus wolle man mit Neukundenakquisen aber auch das Potential dieser wirtschaftsstarken Region für das eigene Wachstum nutzen. Laut Karger wird für 2021 ein Gruppenumsatz von 26 Millionen Euro angestrebt, die Mitarbeiterzahl soll auf über 250 steigen. Dass sich die Spezialisten für Feuerverzinkung dabei im 1990 eröffneten und seitdem in fünf Bauabschnitten kontinuierlich erweiterten Bad Wurzacher Gewerbepark niedergelassen haben, freut die Bürgermeisterin natürlich um so mehr. „Wir sind stolz, dass ein so erfolgreiches und prosperierendes Unternehmen wir Karger seinen neuen Standort in Bad Wurzach gewählt hat. Das zeigt uns, dass wir als Stadt insgesamt attraktiv sind und dass die Rahmenbedingungen in Bad Wurzach passen“, sagt Alexandra Scherer. Die Zusammenarbeit mit der Unternehmensgruppe wie auch mit der Familie Karger sei dabei von Anfang an sehr offen, konstruktiv und vertrauensvoll gewesen. „Es ist sehr gut, dass mit der Firma Karger auch eine stattliche Anzahl an neuen Arbeitsplätzen in unserer Stadt entstanden sind und noch weitere entstehen werden“, ergänzt das Stadtoberhaupt. Dazu tue auch das soziale Engagement der Firma Karger zur Unterstützung von Vereinen und gemeinnützigen Organisationen gut, nicht nur in diesen Zeiten von Corona.
Regelbetrieb ab Februar
Derzeit arbeiten am neuen Standort in Bad Wurzach 17 Mitarbeiter im Ein-Schicht-Betrieb, mit Aufnahme des Regelbetriebs im Februar sollen es dann 25 Mitarbeiter sein. Alle Arbeitskräfte durchliefen dabei eine 3-monatige Einarbeitungsphase in den Verzinkereien Illertissen und Mertingen, von wo aus seit Mitte 2020 auch schon die ersten Aufträge und Kunden aus dem neuen Einzugsgebiet bedient wurden. Künftig laufen diese in Bad Wurzach direkt und werden mit Bestellungen von Großkunden anderer Standorte ergänzt. „Ab Sommer 2021 wollen wir dort mit zwei Schichten und 50 Mitarbeitern rund 10.000 Tonnen Stahl pro Jahr veredeln“, verrät Geschäftsführer Wolfgang Karger. Dazu soll die Aufnahme des Regelbetriebs mit einem Online-Event gefeiert werden, da Corona-bedingt genau wie bei der ersten Tauchung vermutlich auch dann eine größere Veranstaltung noch nicht möglich sei. „Auf dieses Online-Event freue ich mich schon, auch wenn ich bei der ersten Tauchung natürlich noch lieber live dabei gewesen wäre“, lässt Bürgermeisterin Alexandra Scherer abschließend wissen. Es sei gut, dass sich Karger trotz der aktuellen Einschränkungen ein neues Format ausgedacht hat, um die Inbetriebnahme und den offiziellen Regelbetrieb dieses hochmodernen Werkes gebührend zu begehen.
Über die Firmengruppe Karger:
Seit der Gründung im Jahre 1961, hat sich die anfängliche Einmannfirma von Franz Karger kontinuierlich zu einem modernen Industriebetrieb für Feuerverzinkung und Herstellung von Sondergitterrosten entwickelt. Aktiv an nun vier Standorten in Süddeutschland, beschäftigt das in zweiter Generation von Wolfgang und Uli Karger geführte Familienunternehmen mit Stammsitz in Illertissen aktuell rund 240 Menschen, der Jahresumsatz beträgt 22 Millionen Euro. Das Leistungsspektrum im Bereich Feuerverzinkung reicht dabei von Kleinteilen und Schlosserartikeln über Serienteile für den Fahrzeug-, Gerüst- oder Systembau bis hin zu großen Stahl- und Fassadenkonstruktionen sowie Parksystemen – in Sachen Gitterroste fertigt der Familienbetrieb alles vom begehbaren Sonderrost bis hin zu LKW-befahrbaren Sonderkonstruktionen.
Initiative Zink im Netzwerk der WVMetalle/GDB e.V
Die Initiative Zink im Netzwerk der WVMetalle/GDB ist ein Zusammenschluss von Zink- und Zinklegierungsherstellern, Zinkrecyclern, Halbzeugproduzenten, Herstellern und Verarbeitern von Zinkverbindungen. Sie ist Ansprechpartner für Behörden, Anwender und für die Presse in allen Fragen rund um das Zink. Die Initiative Zink hat ihren Sitz in Düsseldorf und arbeitet in enger Kooperation mit nationalen und internationalen Zinkverbänden.
Das könnte Sie auch interessieren
Quelle und Fotos: Initiative Zink im Netzwerk der WVMetalle/GDB e.V