"Neue Seidenstraße" verbessert Versorgungssicherheit

von Alfons Woelfing

Im direkten Einkauf erhöhen die neuen Verbindungen die Flexibilität in der Beschaffungslogistik. Damit steigt auch die Versorgungssicherheit, was sich positiv auf das Risikomanagement auswirkt. Mindestbestände können reduziert werden, in begrenztem Rahmen ist auch Single Sourcing möglich, wie Unternehmen berichten. In der September-Ausgabe des BME-Fachmagazins BIP – Best in Procurement thematisiert die Titelgeschichte die Rahmenbedingungen der „Neuen Seidenstraße“ und stellt die Auswirkungen auf die Lieferketten deutscher Unternehmen dar.

Aktuell bezieht Deutschland vor allem elektronische Bauteile bzw. Fertigwaren und Textilien aus China. Durch die neuen Zugverbindungen dürfte sich auch die Beschaffung von Rohstoffen aus Nordwestchina sowie zentralasiatischen Ländern verbessern. 70 Prozent der Lieferanten europäischer Unternehmen kommen bislang aus dem Südosten des Landes, die restlichen aus der Mitte, dem Osten und Nordosten. Mit den neuen Zugverbindungen könnte sich dies zugunsten Westchinas verschieben.

Der Anteil der Schiene am gesamten Warenaustausch Deutschlands mit China liegt aktuell noch bei unter einem Prozent. Dabei kann mit dem Zug im Vergleich zur Seefracht die Transportdauer von 30 auf rund 15 Tage halbiert werden, Tendenz fallend. Gegenüber der Luftfracht liegt die Kosteneinsparung bei rund 80 Prozent.

Allerdings bremsen die maximalen Kapazitäten von 42 Containern pro Zug und der zweimalig notwendige Umladevorgang das Projekt. Die Umladung ist notwendig aufgrund unterschiedlicher Spursysteme der Bahnsysteme in den Transitländern.

Chinas „Belt and Road Initiative“

Projekt: Entwicklung der Infrastruktur zwischen Asien, Europa und Afrika, Schaffen mehrerer Wirtschafts- und Handelskorridore zu Land („Belt“) und zur See („Road“). Die Route erstreckt sich von China, Zentral-, Südost- und Südasien über Europa, Afrika und dem Nahen Osten. Bislang sind eine Vielzahl einzelner Logistikinfrastrukturprojekte angestoßen worden, die erst mit zunehmender Fertigstellung ein großes Ganzes ergeben werden.

Zugverkehr: Ende April 2018 führt die staatliche Eisenbahngesellschaft China Railway 65 Relationen auf, die 43 chinesische mit 41 europäischen Städten in 13 Ländern verbinden. In Deutschland gibt es regelmäßige Verbindungen nach Hamburg, München oder Nürnberg.

Voraussichtlich im September 2019 findet der 3. Sino-German Procurement 4.0 Summit in Chengdu statt. 2018 stand er unter dem Motto: „Belt & Road Initiative: Connecting Procurement and Smart Manufacturing across the Supply Chain”.

Quelle: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) / Vorschaufoto: marketSTEEL

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