Neue Konzepte zur Steuerung komplexer Lieferketten

von Alexander Kirschbaum

Hartmut Freiheit (Salzgitter Flachstahl GmbH, Logistik und SCM) referierte am 5. November auf dem Stahlhandelstag in Bremen über neue Konzepte zur Steuerung komplexer Lieferketten. Im Fokus des Vortrages standen vor allem Ansätze für eine effizientere Wertschöpfungskette sowie der besondere VMI-Ansatz der Stahlindustrie.

Hartmut Freiheit zufolge gilt es, Ansätze zur nachhaltigen Optimierung entlang der Supply Chain vom Lieferanten bis zum Verbraucher hin zu etablieren. Ein Ansatz dabei ist die elektronische Vernetzung, die Systeme agiler und beherrschbarer macht. So ist der Einsatz von schneller und standardisierter Informationstechnologien die Basis für die interne und externe Vernetzung sowie Transparenz, Automatisierung und die Transportoptimierung. Die Kombination von vernetzten Systemen, Grenzwerten und Regelwerken eröffnet Chancen für schnelle und proaktive Eingriffe in die Unternehmensübergreifende Wertschöpfungskette, wie Freiheit in seiner Präsentation deutlich machte.

Schnittstellengestaltung

Als ein Beispiel nannte der Logistikfachmann von Salzgitter Flachstahl die Schnittstellengestaltung. Bei der Bestellübermittlung eines Handelskunden mit EDI werden alle Parameter gesendet, was weiterhin zu einem hohen manuellen Abstimmungsaufwand im Verkauf und Einkauf führt. Den Umfang der Daten auf das Wesentliche zu reduzieren ist hierbei laut Freiheit ein neuer Ansatz. Durch eine Definition von Referenzartikeln und wenigen Parametern sinkt sowohl der (Kosten-)Aufwand für Schnittstellen als auch der manuelle Bearbeitungsaufwand deutlich.

Der VMI-Ansatz

Beim VMI (Vendor Managed Inventory) erhält der Lieferant Zugriff auf die Lagerbestands- und Nachfragedaten des Kunden, dadurch sollen die Logistikprozesse in der Lieferkette optimiert werden. Dem Referenten zufolge ist dieses Logistikinstrument für die Stahlindustrie ein innovativer Lösungsansatz. So übernimmt Salzgitter Flachstahl die komplette Bestandsverantwortung seiner Produkte beim Kunden und erreicht somit eine Kapitalbindung bis Warenentnahme sowie Flexibilität bei Produktion und Logistik. Der Kunde führt ein Konsignationslager, sendet Bedarf- und Bewegungsdaten und gewinnt eine höhere Flexibilität bei Entnahmen. Ziele beim VMI sind: Eine höhere Versorgungssicherheit, Senkung der Kapitalbindung durch niedrigere Gesamtbestände, Optimierung der Prozesse und Ressourcen, Minimierung des administrativen Aufwands und Stärkung der Kundenbindung.

Steuerung des VMI

Salzgitter steuert das VMI laut Freiheit über einfache Wirkungsmechanismen: Soll-Reichweite, Bedarfsprognose und Bestandsgrenzen steuern den Nachschub. Eine Zwangsentnahmeregelung sichert die Aktualität der Lieferpläne. Dabei erfordert das Logistikinstrument standardisierte und sichere Prozessketten.

Dem Referenten zufolge hilft der VMI-Ansatz Salzgitter Flachstahl dabei, den Handel optimaler zu beliefern. So sind die Kunden des Unternehmens auf eine rasche Verfügbarkeit des Vormaterials sowie auf einen hohen Umsetzungsgrad des Vormaterials in das Endprodukt angewiesen, daher muss eine Optimierung der Supply Chain auf eine Verkürzung der Durchlaufzeit abzielen. Um diese zu erreichen, regte Hartmut Freiheit auf seinem Vortrag die Kombination von VMI und Verschiebung des Auftragsentkopplungspunktes an. Vorteile: Standardisierung von Materialien auf Stufe Bramme, VMI-gesteuertes Standardbrammenlager, Reservierung von Kapazitäten in einer Kampagne und Sofortversand in ein Konsilager. So wird der Kundenauftrag aus einem Brammenlager direkt bedient und die Zeit zwischen Bestelleingang und Fertigungsstart des Materials aus der Bramme wird übersprungen, schloss der Logistiker bei Salzgitter seinen Vortrag.

Quelle: Präsentation von Hartmut Freiheit auf dem BDS-Stahlhandelstag am 5. November in Bremen. Vorschau-Foto: Dorint Park Hotel Bremen (Quelle: marketSTEEL), Grafik: Präsentation Freiheit

 

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