Neue Initiative fordert umweltfreundlichere Vergabepraxis im europäischen Bau- und Stahlsektor

von Hubert Hunscheidt

In Brüssel wurde eine neue europäische Koalition vorgestellt, die sich für eine umweltfreundlichere öffentliche Beschaffung im Bauwesen und in der Stahlindustrie einsetzt. Die Initiative trägt den Namen „Buy Better to Build Better“ (BBBB) und vereint Unternehmen aus der Stahlbranche, Recyclingverbände sowie Bauunternehmen.

Ziel des Zusammenschlusses ist es, die öffentlichen Vergaberichtlinien der EU so weiterzuentwickeln, dass sie stärker auf Nachhaltigkeit, Qualität und Innovation ausgerichtet sind – anstelle einer reinen Fokussierung auf den niedrigsten Preis. In einem veröffentlichten Manifest plädiert die Koalition für ein einheitlicheres und effizienteres Beschaffungssystem auf EU-Ebene, das klare ökologische Kriterien enthält. Zudem wird eine einfachere und standardisierte Nachverfolgung nachhaltiger Beschaffung innerhalb der Mitgliedsstaaten gefordert.

Angesichts der Tatsache, dass öffentliche Einkäufe rund 15 % des Bruttoinlandsprodukts der EU ausmachen, könne ein gezielter Einsatz dieser Kaufkraft maßgeblich zur industriellen Transformation beitragen und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit Europas stärken, heißt es weiter.

Derzeit werden mehr als die Hälfte der öffentlichen Aufträge innerhalb der EU überwiegend nach dem Kriterium des niedrigsten Preises vergeben. Dabei bleiben Aspekte wie Umweltverträglichkeit oder Innovationsgrad oft unberücksichtigt. Eine Überarbeitung der Vergaberichtlinien könnte nachhaltige Beschaffung zur Norm machen und den flächendeckenden Einsatz klimafreundlicher Lösungen vorantreiben. Dies wiederum würde langfristig auch zu sinkenden Preisen für umweltfreundliche Produkte führen.

Besonders betroffen von den geplanten Änderungen wäre die Bauwirtschaft, da hier rund ein Drittel der öffentlichen Ausgaben anfällt. Laut Eurostat sind öffentliche Bauaufträge für etwa 11 % der gesamten Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich.

Die Initiatoren betonen, dass Bau- und Stahlindustrie vor einem Wendepunkt stehen. Die neue Koalition biete eine bedeutende Chance, klimafreundliche und kreislauforientierte Materialien stärker zu fördern – auf Basis transparenter und objektiver Kriterien.

Auch aus Sicht der Industrie sei ein Umdenken erforderlich, erklärte ein Manager eines italienischen Stahlunternehmens. Demnach werde die öffentliche Hand künftig eine entscheidende Rolle beim Markthochlauf von CO₂-armem Stahl spielen. In den kommenden zwei Jahren sei mit einer deutlich größeren Nachfrage nach emissionsarmen Produkten zu rechnen – sowohl seitens öffentlicher Auftraggeber als auch durch wachsendes Interesse der Finanzmärkte an nachhaltigen Investitionen.

Bislang existiert kein finanzieller Anreiz für die Herstellung von grünem Stahl. Dennoch erwartet die Branche, dass sich dies durch entsprechende politische Weichenstellungen und steigende Nachfrage rasch ändern wird.

Quelle: Buy Better to Build Better / Foto: marketSTEEL

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