Neue EU-Stahluntersuchung ist Schritt im Kampf gegen globale Überkapazitäten

von Hubert Hunscheidt

Dieser begrüßenswerte Schritt ist eine Reaktion auf die wachsenden Herausforderungen auf dem globalen Stahlmarkt, wo kohlenstoffintensive Stahlimporte aus Überkapazitäten den EU-Markt überschwemmen und die Nachhaltigkeit der europäischen Stahlindustrie gefährden, so der Europäische Stahlverband.

"Die Voraussetzungen für die Einleitung eines solchen Verfahrens sind eindeutig gegeben. Die US-Zölle nach Section 232 sind nach wie vor in Kraft, während wir auf anderen Märkten eine Zunahme protektionistischer Maßnahmen und weltweit wachsende Überkapazitäten beobachten. All dies stellt die europäischen Stahlproduzenten vor große Herausforderungen", sagte Axel Eggert, Generaldirektor des europäischen Stahlverbandes EUROFER. "China ist den massiven Exporten von vor einem Jahrzehnt sehr nahe gekommen, die weltweite Überkapazität hat 600 Millionen Tonnen erreicht, und in den nächsten drei Jahren werden weitere 150 Millionen Tonnen hinzukommen. Diese Zahlen sprechen für sich: Das derzeitige Bild des Stahlhandels ist alles andere als fair", fügte er hinzu.

Der beispiellose Ausbau der chinesischen Stahlkapazitäten in den letzten zwei Jahrzehnten hat zu einem tiefgreifenden Ungleichgewicht auf den globalen Stahlmärkten geführt. Diese Auswirkungen wurden erstmals während der Stahlkrise von 2015-2016 deutlich, als die chinesische Inlandsnachfrage nach Stahl stagnierte, was zu einem massiven Anstieg der Exporte um insgesamt rund 100 Millionen Tonnen führte. Heute deuten die Daten darauf hin, dass sich dieses Szenario wiederholen könnte, da Chinas Stahlexporte im Jahr 2023 mit 94 Millionen Tonnen fast den gleichen historischen Höchststand erreichen werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich auf regionaler Ebene, insbesondere in Südostasien (ASEAN-Staaten, Indien), im Nahen Osten und in Nordafrika, eine neue Dynamik der Stahlüberkapazitäten entwickelt. Diese neuen Kapazitäten führen zu einer Verschiebung der Handelsstrukturen, da traditionelle Exportländer verdrängt werden und sich mit geringeren Exportmöglichkeiten und stärker abgeschotteten Märkten konfrontiert sehen, was sie zwingt, nach alternativen Exportmärkten zu suchen. Infolgedessen ist die Europäische Union zu einem Hauptziel für Handelsumlenkungen geworden, da Stahlexporte zunehmend auf ihren Markt umgelenkt werden.

"Schutzmaßnahmen sind ein legitimes und unverzichtbares Instrument zur Stabilisierung des EU-Stahlmarktes und zur Sicherung der Nachhaltigkeit der europäischen Stahlindustrie, die sich auf dem Weg zur Dekarbonisierung befindet. Massive, marktverzerrende Importe aus Drittstaaten, die zumeist keine oder nur geringe Klimaschutzambitionen haben, gefährden den Übergang zusätzlich. Wir setzen darauf, dass die Kommission die globale Situation gründlich bewertet und die notwendigen Maßnahmen ergreift, um die europäische Stahlproduktion zu sichern", so Eggert abschließend.

Quelle: European Steel Association (EUROFER) / Foto: Fotolia

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