Nachruf

von Hubert Hunscheidt

Prof. Pluschkell wurde 1936 im ostpreußischen Laptau geboren. Nach dem Studium der Eisenhüttenkunde  an der damaligen Bergakademie Clausthal war er zunächst als   Assistent   am   dortigen Institut für theoretische Hüttenkunde, an dem er 1967 promovierte, und ab 1966 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart tätig. Im Jahr 1971 wechselt er zur Hoesch Stahl AG in Dortmund, wo er für Forschung und Entwicklung verantwortlich war, zuletzt als Betriebschef Verfahrenstechnik. 1990 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Metallurgische Prozesstechnik an der TU Clausthal, den er bis zu seiner Pensionierung 2002 innehatte. Auch danach hat Prof. Pluschkell sich
weiter in Forschung und Lehre engagiert.

Prof. Pluschkell hat zur metallurgischen Prozesstechnik und ihren Grundlagen zahlreiche wichtige Beiträge geleistet. Beispielhaft erwähnt seien seine Arbeiten zur Kinetik metallurgischer Prozesse, zu deren Modellierung und zur messtechnischen Überwachung mittel Sauerstoff-EMK-Sonden. Er war ein Pionier der Eisenerzreduktion mit Wasserstoff, einem Gebiet mit heute existenzieller Bedeutung für die weltweite Stahlindustrie. Seine diesbezügliche Forschung erfolgte zu einer Zeit, als die Wasserstoffreduktion noch ein Nischenthema war. Sein wissenschaftliches Wirken hat Niederschlag in weit über einhundert Publikationen gefunden.

Der Austausch zwischen Theorie und Praxis war Prof. Pluschkell ein besonderes Anliegen. Bereits seit 1969 engagierte er sich im Ausschuss für metallurgische Grundlagen des Stahlinstituts VDEh und leitete seit  1985 den Ausschuss für physikalische Chemie. In Würdigung seiner Verdienste um die metallurgische Forschung wurde er im Jahr 2004 zum
Ehrenmitglied des VDEh-Ausschusses Metallurgische Grundlagen ernannt.

Prof. Pluschkell war ein engagierter Lehrer, der bei seinen Studenten aufgrund seines hervorragenden Fachwissens und seiner didaktischen Fähigkeiten sehr beliebt war. Zahlreiche Promotionen und Diplomarbeiten sind unter seiner Anleitung entstanden. Seine Studenten und Doktoranden konnten auf diese Weise ein hervorragendes Rüstzeug für ihre spätere Berufstätigkeit erwerben.

Auch in der beruflichen Weiterbildung zeigte Prof. Pluschkell leidenschaftliches Engagement: Als Seminarleiter und Referent der Stahl-Akademie des VDEh hielt er bis 2019 zahlreiche
Vorträge in unterschiedlichen metallurgischen Seminaren. Ihn zeichnete dabei die besondere Fähigkeit   aus, tiefes theoretisches Fachwissen immer mit einem Praxisbezug zum Stahlwerksalltag verknüpfen zu können.

Prof. Pluschkell hat über viele Jahre die Entwicklung des Instituts für Metallurgie und darüber hinaus der TU Clausthal entscheidend mitgeprägt und sich damit große Verdienste erworben. Die technische Gemeinschaftsarbeit und die Weiterbildung des Stahlinstituts VDEh haben durch ihn viele markante Impulse erfahren. Dafür sind wir ihm zu großem Dank
verpflichtet.

Er hinterlässt zwei Töchter; ihnen und ihren Familien gilt unser aufrichtiges Beileid.

TU Clausthal und Stahlinstitut VDEh

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