METAV rückt Maschinendesign in den Blickpunkt

von Alexander Kirschbaum

Welche Rolle spielt Design im Werkzeugmaschinenbau heute? Gilt noch der Grundsatz „Form folgt Funktion“ – oder werden schon mal Abstriche bei der Funktion zugunsten der schönen Form gemacht? Neben weiterentwickelten Funktionalitäten werden auf der METAV 2018 in Düsseldorf auch augenfällige Design-Highlights im Blickpunkt stehen.

„Das Design hat mehr denn je eine sehr hohe Bedeutung im Werkzeugmaschinenbau und wird gerne als Differenzierungsmerkmal genutzt“, sagt Philipp Kriener, Manager Corporate Design bei der Gildemeister Beteiligungen GmbH, Bielefeld: „Bei unserem Design machen wir keine Abstriche zugunsten der Form – ein gutes Design muss in erster Linie einen funktionalen Mehrwert bringen sowie die Wertigkeit und Qualität unserer Produkte nach außen widerspiegeln.“

Der Einfluss des Designs sei bei DMG Mori besonders an der Mensch-Maschine-Schnittstelle von hoher Bedeutung. Das Design leiste einen wesentlichen Beitrag für den Nutzer, um seine Arbeitsabläufe in einem ergonomisch gestalteten Umfeld hoch effizient durchführen zu können. Den Beitrag des Designs zur Produktoptimierung in einer vernetzten Fertigung verdeutlicht der Experte so: „Durchgängige Workflows – auch auf unterschiedlichen Endgeräten und Maschinen – bieten uns die Möglichkeit, Prozesse zu integrieren und somit zu verschlanken. Mithilfe des Softwaredesigns werden diese unsichtbaren Abläufe für den Nutzer über die gesamte Prozesskette visualisiert“ Besonders im Bereich Human-Machine-Interface (HMI) bekomme man mit vernetzten Softwarelösungen neue Möglichkeiten, den Nutzer optimal in den Prozess einzubinden.

Design-Thinking als Ansatz

Um die verschiedenen Anforderungen von Konstruktion, Produktion und des Anwenders zu vereinen, verfolge man den Ansatz des „Design-Thinking“. Im Fokus stehen hier, neben der produktions- und montagegerechten Gestaltung, in erster Linie die Bedürfnisse und ergonomischen Anforderungen des Anwenders in seinen Arbeitsabläufen. Design-Experte Kriener: „Für die Gestaltung unserer Werkzeugmaschinen gilt der Grundsatz des nachhaltigen Designs – sprich es muss noch nach Jahren beim Kunden Modernität und Innovation vermitteln. So entwickeln wir gerade unser neues ‚Stealth Design‘. Sämtliche Flächen, Fugen und Kanten stellen in ihrem Zusammenspiel ein unverwechselbares Design dar.“

Die Bedeutung des Design für die Ergonomie an der Schnittstelle Mensch-Maschine beleuchtet Dr.-Ing. Jürgen Walz, Geschäftsführer Entwicklung der Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH, Nürtingen: „Bedienelemente, Bedienhöhen, Beleuchtung, Lärm, Stäube und Flüssigkeiten sind die typischen Parameter, denen das heutige Maschinendesign gerecht werden sollte. Gehörte in der Vergangenheit zur Ergonomie nur das Thema Maschinenbedienung, so gewinnt heute zunehmend die Software-Ergonomie an Bedeutung.“

Hierfür wurde bei der Entwicklung einer neuen Maschinenbaureihe eine Bedienphilosophie mit neuer Hardware entwickelt. Die komplette Bedienung erfolgt mit Multitouch-Bildschirmen. Viele in der Vergangenheit hardware-seitig realisierte Funktionen können damit über Software gestaltet werden. Zur Erhöhung der Bedienergonomie wurde das Bedienpult mit einem Doppelgelenkarm ausgestattet, der sowohl von der Belade- als auch von der Bedien-Seite eingesehen werden kann.

Ergonomische Wartung ist ein ebenfalls zentraler Bestandteil beim Maschinenbetreiber. Die zentral ausgeführte Wartungsanzeige am Bedienpult visualisiert den Maschinenzustand. Das bedeutet für die Instandhaltung, so Walz, „dass kurzfristig ein ‚kleines Blutbild‘ zur Verfügung steht, was die Diagnose erleichtert sowie den Service-Einsatz und die Maschinen-Stillstände minimiert“.

Design als Symbiose einer Vielzahl optimierter Funktionen

„Form folgt Funktion“ – „Für uns“, betont Martin Rathgeb, Technischer Leiter der SHW Werkzeugmaschinen GmbH, Aalen, „gilt dieser Grundsatz immer noch“. Gutes Design sei die Symbiose vieler optimierter Funktionen wie technische, ergonomische Funktion, Sicherheitsfunktion, Handling, emotionale Funktion, kommunikative Funktion oder Licht-Funktion. Der Bediener mit seinen Bedürfnissen rücke schon bei der Entwicklung der Maschine immer mehr in den Vordergrund, das heiße: Design nicht nur um des Designs willens, sondern immer mit erlebbarem Nutzen für den Anwender.

Die Frage nach dem Beitrag des Designs zur Produktoptimierung in einer vernetzten Fertigung beantwortet Martin Rathgeb so: „Die Vision einer vollautomatischen Produktfertigung verlangt funktionale Gesamtkonzepte, bei denen nicht nur Konstruktions- und Fertigungsdaten direkt in die Fertigungszentren übergeben werden können, sondern auch einheitliche Bedienoberflächen, Kennzeichnungen sowie ‚Optik der Maschinen‘ vorherrschen mit hoher Wiedererkennung für den Anwender, damit alle im Verbund arbeitenden Maschinen sicher, intuitiv und effizient bedient werden können.“ Diese zukünftige Anforderung könne nur ein einheitliches Design liefern, das durch die gewünschte Funktion definiert ist und somit auch Grundidee der gesamten Entwicklung der Werkzeugmaschine sein muss. Dabei sei das Beachten der Ergonomie immens wichtig, „denn wenn zukünftig Produktionsprozesse in sich automatisiert ablaufen, ist die Qualität in der Ergonomie der entscheidende Aspekt, durch den sich die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Maschinen unterscheidet“.

Quelle: VDW  Vorschau-Foto: Messe Düsseldorf/Constanze Tillmann

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