Max-Planck-Physiker erforscht Entwicklung neuer Metalle

von Alexander Kirschbaum

Die Niederländische Forschungsorganisation (NWO) unterstützt die Arbeit von Dr. Fritz Körmann, Physiker in der Abteilung „Computergestütztes Material-design“ am Max-Planck-Institut für Eisenforschung (MPIE) und an der Technischen Universität Delft, mit 800.000 Euro über fünf Jahre. Mit dieser Förderung wird der Wittener seine eigene Forschungsgruppe in den Niederlanden aufbauen.

In seinem Forschungsvorhaben widmet sich Körmann einer speziellen und relativ neu entdeckten Klasse von Metallen, sogenannten Hochentropie-Legierungen. Solche Legierungen, die aus gleichen Anteilen von fünf oder mehr verschiedenen Elementen bestehen, zeichnen sich teils durch extreme Festigkeit, teils durch besondere magnetische oder elektrische Eigenschaften aus. Während sich gängige Legierungssysteme aus ein bis zwei Hauptelementen zusammensetzen, ergibt sich nun eine schier unendlich große Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Eigenschaften.

Bisher wurden mit herkömmlichen Methoden bereits mehr als 300 Hochentropie-Legierungen unter Anwendung von 30 Elementen entwickelt. Fügt man ein weiteres Element hinzu oder verzichtet auf eins, verändert dies wiederum die Eigenschaften des Gesamtmaterials. Um Hochentropie-Legierungen gezielt zu entwickeln und an technologische Anwendungen zum Beispiel für Turbinen oder für die Kälteindustrie anzupassen, wird der junge Physiker mittels Computersimulationen eine Methode entwickeln, die die verschiedenen sinnvollen Elementkombinationen und –mengen vorhersagen kann. Das Besondere an dieser Methode wird sein, dass sie ohne jegliche Parameter auskommt. In der Fachwelt wird dies ab initio genannt.

Eine parameterfreie Simulation stützt sich nicht auf vorher experimentell generierte Daten, sondern beruht auf den Gesetzen der Quantenmechanik. Dadurch wird es möglich sein, maßgeschneiderte Hochentropie-Legierungen für technologische Anwendungen mit möglichst geringem experimentellem Aufwand zu entwickeln und somit Zeit und Kosten zu sparen. Zudem ermöglicht dieses methodische Vorgehen den Zusammenhang zwischen der chemischen Zusammensetzung und den resultierenden Eigenschaften besser zu verstehen.

Quelle: MPIE  Artikelfoto: Simulation der lokalen chemischen Zusammensetzung in einer Hochentropie-Legierung bestehend aus vier verschiedenen Elementen (entsprechend den vier Farben). Die Materialeigenschaften der Legierung werden durch die sich einstellende chemische Zusammensetzung beeinflusst. (Foto: MPIE)

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