Konjunktursorgen lasten auf Industriemetallpreisen

von Angelika Albrecht

Die Industriemetalle standen in der vergangenen Woche aufgrund zuletzt wieder zunehmender Konjunktursorgen unter Druck. Neben einem Abschwung in den USA und Europa aufgrund der kurzfristig wohl weiter steigenden Zinsen dort, sind es nach Ansicht der Commerzbank-Rohstoffexperten insbesondere Ängste hinsichtlich einer schwachen Nachfrage aus China, die die Preise belasten. Berichten von Shanghai Metal Markets zufolge haben chinesische Kupferproduzenten jüngst ihren Betrieb aufgrund einer schwächelnden Nachfrage zurückgefahren, was angesichts der Öffnung der Wirtschaft nach dem Ende der Corona-Einschränkungen wie auch einer normalerweise zu diesem Zeitpunkt starken Nachfrage überaus enttäuschend ist. Gestern früh konnte sich der Kupferpreis zwar teilweise erholen, jedoch dürfte ein nachhaltiger Preisanstieg wohl ausbleiben bis sich die Konjunkturaussichten bessern.

NSG und ILZSG sehen deutliche Angebotsverbesserung am Nickel- und Zinkmarkt

Laut der International Nickel Study Group (INSG) fiel der Angebotsüberschuss am globalen Nickelmarkt im vergangenen Jahr mit 105 Tsd. Tonnen niedriger aus als sie noch im Herbst prognostiziert hatte (144 Tsd. Tonnen). Dafür haben sich wohl aber die Aussichten für dieses Jahr deutlich verbessert. So hob die INSG ihre Schätzung für den Angebotsüberschuss in diesem Jahr von 176 Tsd. auf 239 Tsd. Tonnen deutlich an. Dies ist im Wesentlichen einem reichhaltigen Angebot an Nickel der Klasse 2 zuzuschreiben dank einer anhaltend robusten Produktion von Nickelroheisen in Indonesien.

Die insgesamt guten Angebotsaussichten in Kombination mit den jüngsten Rezessionssorgen im Zuge der steigenden Zinsen haben dem LME-Nickelpreis deutlich zugesetzt, der nach einer kurzen Erholungsphase in der ersten April-Hälfte in Richtung 26.000 USD je Tonne nun wieder auf etwa 24.000 USD je Tonne zurückgefallen ist und somit rund 20% seines Wertes seit Jahresanfang eingebüßt hat. Das weitere Abwärtspotenzial sollte jedoch dadurch begrenzt werden, dass an der LME Nickel der Klasse 1 gehandelt wird und der Preis somit nur zu einem gewissen Maße von den steigenden Angebotsaussichten aus Indonesien belastet werden sollte. Zwar gibt es Technologien mit welchen sich Klasse 2 Nickel auch in höherwertiges Nickel umwandeln lässt. Allerdings betrifft dies nur einen Teil des Angebots aus Indonesien und geschieht zudem zu einem hohen Preis für die Umwelt.

Die International Lead and Zinc Study Group hat ihre Schätzung für das diesjährige Angebotsdefizit am globalen Zinkmarkt von 150 Tsd. auf 45 Tsd. Tonnen deutlich nach unten revidiert. Allzu überraschend dürfte die Revision aus Marktsicht nicht gewesen sein. Immerhin hatte die ILZSG für die ersten beiden Monate des Jahres bereits einen Angebotsüberschuss ausgewiesen, wobei dieser geringer ausfiel als im Vorjahr. Gleichzeitig bleiben die Experten optimistisch, dass sich die Produktion mitunter in Europa im Laufe des Jahres erholen werde, nachdem die Energiepreise deutlich gefallen sind. Die im vergangenen Jahr außer Betrieb genommenen Schmelzen dürften ihrer Ansicht nach diesen wieder aufnehmen. Die Commerzbank-Analysten sind diesbezüglich skeptischer, da die Energiekosten vergleichsweise hoch bleiben. Zudem sehen sie Risiken für einen neuerlichen Kostenanstieg. Entsprechend sieht die Commerzbank auf der Angebotsseite eher Aufwärtsrisiken für den Zinkpreis.

Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia

Zurück