Klingbeil-Berater fordert Industriestrompreis aus dem Klimatransformationsfond

von Angelika Albrecht

Ein Schwerpunkt des Deutschen Gießereitages in Aachen am 12. und 13. Juni war die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des Standortes. Sie wird bedingt durch hohe Energie- und Transformationskosten, die zum Verlust von Aufträgen und Arbeitsplätzen führen. Volkswirt Prof. Jens Südekum empfiehlt die rasche Einführung eines Industriestrompreises. Der Volkswirt äußerte sich im Rahmen des vom Bundesverband der Deutschen Gießereiindustrie veranstalteten Branchentages im Aachener Eurogress auch zu drängenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen, um der stagnierenden deutschen Wirtschaft wieder Wachstumsimpulse zu verleihen.

„Der schwarze Elefant im Raum ist natürlich der Industriestrompreis. Alle 16 Ministerpräsidenten haben sich für den Industriestrompreis ausgesprochen", so Südekum. Es bestehe daher eine "begründete Hoffnung, einen Aufschwung der deutschen Wirtschaft erwarten zu dürfen. Wir sind zum Erfolg verdammt." Südekum wurde Anfang Juni als wirtschaftpolitischer Berater von Bundesfinanzminister und Vizekanzler von Lars Klingbeil (SPD) berufen. Der Ökonom zur Finanzierung: „Der Industriestrompreis passt in den Klimatransformationsfond, denn Elektrifizierung ist gleich Dekarbonisierung.“ Südekum weiter: „Ich bin zuversichtlich, dass wir das EU-Beihilferecht entsprechend anpassen können.“

Zuvor hatten BDG-Präsident Clemens Küpper in seiner Eröffnungsrede bereits den Wettbewerbsnachteil der hohen deutschen Energiekosten angesprochen. „Kunden aus dem Ausland sind irritiert über unsere Energiewende und wollen sie nicht mitbezahlen. Wir müssen also dafür Sorge tragen, dass sich unsere Kunden nicht länger wegen unserer Stromkosten umorientieren.“

Neben der anstehenden Digitalisierung der gesamten Prozesskette war die Transformation zur Klimaneutralität ein weiterer Schwerpunkt der insgesamt vier Sessions des Gießereitages. Dr. Roland Geres: „Wir brauchen eine Förderung für Investitionen in die Transformation, sowohl für einmalige als auch für wiederkehrende Kosten. Die Notwendigkeit dafür lässt sich auch in weiteren Märkten außerhalb Deutschlands klar ablesen,“ so der geschäftsführende Gesellschafter des Münchner Nachhaltigkeits-Spezialisten FutureCamp Climate, der inhaltlich damit ähnlich argumentiert wie zuvor Volkswirt Südekum. Geres außerdem zum Ausbau der Netze: „Die Infrastruktur ist staatliche
Aufgabe.“

Den nächsten Gießereitag veranstaltet der BDG am 21. Und 22. Mai 2026 in Göttingen.


Über den Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie e.V.

Der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie e. V. (BDG) in Düsseldorf wurde im Jahr 2008 gegründet und vertritt die Interessen von rund 600 Eisen-, Stahl- und Nichteisen-Metallgießereien in Deutschland. In den Betrieben sind rund 70.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die deutsche Gießerei-Industrie ist eine der wichtigsten Zulieferbranchen für den Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau.


Quelle und Vorschaubild: Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie   

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