Kein Anlass zu konjunkturpolitischem Aktionismus

von Hubert Hunscheidt

„Die deutsche Wirtschaftsleistung hat im zweiten Quartal stagniert. Damit hat sich der Abschwung fortgesetzt, nachdem Aufholeffekte infolge von Sonderfaktoren und günstige Witterungsbedingungen zum Jahresauftakt noch für eine recht dynamische Expansion gesorgt hatten. Ein Gutteil der Überauslastung der Produktionskapazitäten, die sich in dem vorangegangenen Aufschwung aufgebaut hatte, dürfte damit mittlerweile wieder abgeschmolzen sein, insbesondere in den exportorientierten Industriebereichen.
 
Zeitgleich mit der Veröffentlichung des jüngsten Quartalsergebnisses hat Destatis turnusmäßig eine Generalrevision der gesamtwirtschaftlichen Statistik vorgenommen und dabei auch die Quartalswerte ab dem Jahr 2015 überarbeitet. Die aktualisierten Werte deuten darauf hin, dass die Konjunktur den Wendepunkt bereits Anfang 2018 überschritten hatte, so dass die deutsche Wirtschaft nunmehr seit mehr als einem Jahr im Abschwung ist. Diese Entwicklung kann bislang im Wesentlichen als konjunkturelle Abkühlung gelten, die angesichts der vorangegangenen Überhitzung noch kein Grund zur Sorge ist. Bei einem fortgesetzten Abschwung wird auch die gesamtwirtschaftliche Normalauslastung der Produktionskapazitäten allmählich unterschritten. Die im Abgaben- und Transfersystem angelegten automatischen Stabilisatoren sollte man dann wirken lassen. Anlass zu konjunkturpolitischem Aktionismus besteht damit nicht.“
 
Quelle: Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) / Vorschaufoto: Gabi_Eder_pixelio

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