Kanadischer Schiffbau stärkt heimische Stahlindustrie
von Hubert Hunscheidt

Lokale Lieferketten statt globaler Abhängigkeiten
Die Vereinbarung zwischen Seaspan, Algoma Steel und Stigterstaal verfolgt ein klares Ziel: den Aufbau einer robusten, kanadischen Stahl-Lieferkette für den Schiffbau. Hintergrund ist die kanadische „National Shipbuilding Strategy (NSS)“, ein milliardenschweres Regierungsprogramm zur Modernisierung der Flotte und Stärkung der heimischen Industrie. Über 800 kanadische Firmen sind bereits Teil des Programms, das Aufträge im Wert von mehr als drei Milliarden US-Dollar umfasst.
Ein besonders komplexes Projekt ist der Bau eines neuen Polar-Eisbrechers für die kanadische Küstenwache. Der Stahl für dieses technisch anspruchsvolle Schiff kommt künftig aus Kanada – und nicht mehr aus Übersee.
Signalwirkung für Europa – und Deutschland?
Die Rückverlagerung von Schlüsselindustrien in die eigene Landeswirtschaft ist kein rein kanadischer Trend. Auch in Europa werden Stimmen lauter, die sich für souveräne Wertschöpfungsketten aussprechen – gerade im Schiffbau, der Stahlindustrie und sicherheitsrelevanten Bereichen. Der Schritt von Seaspan zeigt, dass Resilienz, Versorgungssicherheit und industriepolitische Unabhängigkeit wieder stärker in den Fokus rücken.
Für die deutsche Stahlbranche – traditionell stark im Export hochwertiger Flach- und Spezialstähle für den Schiff- und Maschinenbau – bedeutet das mittelfristig eine strukturelle Herausforderung: Wenn internationale Auftraggeber vermehrt auf nationale Lieferanten setzen, droht ein Rückgang im Exportgeschäft. Gleichzeitig eröffnet sich Potenzial für neue Partnerschaften im Bereich Technologie, Prozessoptimierung und nachhaltiger Produktion.
Quelle und Foto: Seaspan ULC