IW Köln: Griechenlandkrise legt Wertekonflikt offen

von Hans Diederichs

Seit Monaten laufen die Debatten zwischen Griechenland und seinen Finanziers darüber, ob sie die Hilfspakete verlängern oder nicht. Die Geldgeber erwarten tiefgreifende Reformen, die griechische Regierung weitere Finanzhilfen – ohne zusätzliche Reformversprechen abgeben zu müssen. Dass der Konflikt jetzt eskaliert, liegt allerdings nicht nur daran, dass sich die beiden Seiten nicht auf Reformschritte einigen können. Vielmehr zeichnet sich ein Wertekonflikt ab, der die nächste Stufe der (europäischen) Länderkooperation definieren könnte.

Die eklatanten Diskrepanzen zwischen den Einstellungen und Herangehensweisen der europäischen Partner wurden zum einen in der Verhandlungsführung deutlich: Die Regierungschefs verhandelten nicht mehr als Staatenbund über die Ausgestaltung der Rahmenordnungen, sondern über die grundsätzliche Staatsführung eines einzelnen Staates und darüber, wie europäische Solidarität auszusehen hat.

Die Unterschiede werden auch in Bezug auf kulturelle Grundeinstellungen deutlich, wie zum Beispiel Daten zur Langfristorientierung des Kulturforschers Geert Hofstede zeigen. Länder, die in der Dimension Langfristorientierung weniger Punkte haben, wie Griechenland mit 43 Punkten, sehen demzufolge Veränderung und gesellschaftlichen Wandel eher mit Skepsis. Länder mit höherer Punktzahl – wie Deutschland mit 83 Punkten – suchen pragmatisch nach Lösungen.

Quelle: IW Köln  Foto: Ein Esel kommt selten allein! (Quelle: AR.Pics  / pixelio.de)

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