IW Köln: Deutsche Einfuhren aus China 2024: Von De-Risking keine Spur
von Angelika Albrecht

Wie gestern veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, bleibt China trotz geopolitischer Sorgen einer von Deutschlands wichtigsten Handelspartnern. Doch China überflutet Deutschland immer mehr mit seinen Waren.
De-Risking war auch im vergangenen Jahr das politische Schlagwort, wenn es um den Umgang mit China ging. Dahinter steckt das politische Ziel, dass Deutschland seine kritischen Importabhängigkeiten abbaut. 2024 ist das in der Gesamtschau noch nicht gelungen, im Gegenteil: Statt zu sinken, stieg Chinas Anteil an den gesamten deutschen Importen um 0,3 Prozentpunkte auf 11,9 Prozent, wie eine Analyse neuer Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigt. In vielen anderen Industrieländern, etwa in den USA oder Frankreich, sank der Importanteil aus China.
Weil die deutschen Ausfuhren nach China um fast 8 Prozent zurückgingen, stieg das ohnehin schon sehr hohe deutsche Defizit im Warenhandel mit China von gut 59 Milliarden Euro auf über 66 Milliarden Euro - nur im Jahr 2022 lag es aufgrund eines Sondereffekts noch höher. So ein großes Ungleichgewicht ist besorgniserregend und auch auf Chinas Subventionen und eine unterbewertete Währung zurückzuführen.
China überflutet Deutschland mit seinen Waren
Der Gesamtwert der deutschen Einfuhren aus China ging zwar leicht um 0,4 Prozent zurück. Da die gesamten deutschen Importe krisenbedingt um drei Prozent zurückgingen, gewann China im Vergleich zu anderen Handelspartnern sogar weiter an Bedeutung.
Besonders auffällig: Die Importmenge – gemessen in Tonnen – stieg um mehr als neun Prozent. Dass die Einfuhrwerte stagnieren, die Menge aber steigt, deutet auf eine bewusste Strategie hin: China exportiert zunehmend seine Überkapazitäten nach Deutschland und drückt damit die Preise. Tatsächlich lässt sich der Preisrückgang grob schätzen, indem man Einfuhrwert durch Einfuhrmenge teilt. Der so berechnete durchschnittliche Einfuhrpreis in Euro pro Tonne chinesischer Produkte ging im Jahr 2024 mit etwa neun Prozent stark zurück.
Deutsche Unternehmen sind die Leidtragenden
Für die deutsche Industrie ist das eine schlechte Nachricht. China macht offenbar ernst mit seinem Vorhaben, seine Überkapazitäten und die damit verbundenen Preisrückgänge zu exportieren, um Marktanteile zu gewinnen. Deutsche Unternehmen kämpfen derweil mit höheren Kosten und geraten im Wettbewerb mit den günstigen Importen aus China zunehmend unter Druck. Für die Politik sollten diese Zahlen ein echter Warnschuss sein.
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. / Autor: Jürgen Matthes / Vorschaubild: Fotolia