Ingenieurarbeitsmarkt unbeeindruckt von Konjunkturflaute

von Hubert Hunscheidt

Trotz der inzwischen am Gesamtarbeitsmarkt spürbaren konjunkturellen Abkühlung, zeigt sich der Arbeitsmarkt in den Ingenieur- und Informatikerberufen weiterhin stabil. Im zweiten Quartal 2019 waren monatsdurchschnittlich 129.290 offene Stellen zu besetzen, also demselben Niveau des Vorjahresquartals. Die weiterhin rückläufige Entwicklung der Arbeitslosenzahlen verschärft darüber hinaus die anhaltenden Schwierigkeiten für Arbeitgeber, offene Stellen zu besetzen. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Ingenieurmonitor, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des VDI vierteljährlich erstellt.
 
Das Thema Arbeitskräfteengpass im Ingenieurbereich hat speziell im deutschen Mittelstand noch nichts an Brisanz verloren. Dementsprechend zeigt sich auch die Situation in sämtlichen Ingenieurberufskategorien weiter angespannt. Im Durchschnitt aller Ingenieurberufe nahm der Engpass im Vergleich zum Vorquartal noch einmal um ein Prozent zu. Auch in den kommenden Quartalen ist nicht mit einem Abebben der Nachfrage nach Ingenieuren zu rechnen.
 
Die Informatikerberufe bilden im zweiten Quartal 2019 mit monatsdurchschnittlich jeweils rund 562 offenen Stellen je 100 Arbeitslosen den zweitgrößten Engpass hinter den Bauingenieurberufen mit einer Relation von 621 je 100. Ebenfalls hohe Engpasskennziffern zeigen sich in der Energie- und Elektrotechnik (507) sowie in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik (387). Erneut besonders gravierend gestaltet sich die Situation in diesen beiden Berufskategorien im Süden der Republik. So zeigten sich die stärksten Engpässe in den Informatikerberufen in Baden-Württemberg (953) sowie in den Bauingenieurberufen in Bayern (975).
 
Im Vergleich zum Vorjahresquartal konnten vier der neun im Ingenieurmonitor betrachteten Berufskategorien Zuwächse bei der Arbeitskräftenachfrage verzeichnen. Der Rückgang der Arbeitsmarktnachfrage im Bereich Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie Technische Forschung und Produktionssteuerung spiegelt die Eintrübung in der Automobilindustrie und im Maschinenbau wider. Auch die Energie- und Elektrotechnik sowie die Kunststofftechnik hatten Rückgänge zu verzeichnen.
 
Auch auf regionaler Ebene zeigt sich ein uneinheitliches Bild bezüglich der Entwicklung. In Nordrhein-Westfalen und Bayern ist ein deutlicher Rückgang der Ingenieurnachfrage zu verzeichnen, in Berlin/Brandenburg sowie Hessen dagegen ein starker Anstieg. Die in Absolutwerten gemessen meisten offenen Stellen waren in den beiden süddeutschen Flächenstaaten sowie in NRW zu beobachten. Allein Bayern (25.000) und Baden-Württemberg (22.710) vereinten rund 37 Prozent des gesamten Stellenangebots auf sich. Im Bereich der Energie- und Elektrotechnik sowie Informatik, die für die Bewältigung der Aufgaben im Rahmen der Digitalisierung von besonders hoher Bedeutung ist, waren es sogar rund 42 Prozent der in diesen Bereichen zu besetzenden Stellen. Dieses Bild deckt sich auch mit dem Befund, dass der Süden Deutschlands einen Großteil der Unternehmen beheimatet, die Digitalisierungstechnologien hervorbringen.
 
Quelle und Grafik: VDI Verein Deutscher Ingenieure / Vorschaufoto: fotolia

Zurück